Tagebuch von Arthur Schnitzler, 31. 12. 1891

31. 12. Mz. Nm. bei mir. Sylvester bei Mandls. Pokerspiel.– Emma A. beim Souper, deren sinnl. Reiz auf mich immer wirkt. Sie erzählt mir, daß ich der erste war (vor 8 J.) der ihr einen Kuss gegeben und daß sie mich einmal sehr heftig liebte.

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– Im vergangnen Jahre Fortschreiten nach mancher Richtung.–
Lit.: Aufführung des »Abenteuer« in Rudolfsheim und Josefst., mit viel Erfolg, äußerlich.–
Devrient las Gedicht von mir in der Fr. B.
Veröff.: – Denksteine und Ged. in der M. Rsch., Ged. in der Gesellschaft, Feuilleton in der Frkf. Ztg.
Mährchen am Lessingth. angenommen.
Mährchen vollendet.
Agonie vollendet.
Perlen, Abschiedsouper geschrieben.
Weihnachtseinkäufe geschrieben.
Einige Gedichte geschrieben.
Eine Skizze, Braut, geschrieben.
Einiges begonnen: Verwandlungen, Himmelbett etc.
Anregender Kreis, der sich bildete, Loris, Salten, Beer-Hofmann, später Bahr, Bératon; auch Schwarzkopf – (Fels etc.).
Goldmann, dessen Geist über uns schwebt, verliess Wien, war Correspondent der Frkf. Ztg. in Brüssel und ist jetzt in Paris.
Mz. kehrte aus Salzburg heim, war in Baden im Sommer engagirt und kommt jetzt ins Volksth. Das Verhältnis hat wunderschöne Momente, Störungen, anfangs durch Mißtrauen, später durch Agoniestimmung innerlich; äußerlich durch einen aufregenden Zwischenfall.–
Olga fallen gelassen, indem ich ihr im Juni auf einen Brief, der mich auf die Südbahn beschied, gar nicht antwortete.
Mediz. auf dem alten Fleck. Polikl. widerlich. 1. Privatcurs gelesen. Praxis fast Null.
Zu Hause leidet die Ruhe durch eine fast ununterbrochene Verständnislosigkeit meinem Wesen und meinen Arbeiten gegenüber.