Tagebuch von Arthur Schnitzler, 20. 1. 1907

20/1 – Dem Roman gegenüber ein schlechtes Gefühl die letzte Zeit. Als wär er im ganzen verhaut. Eine von Reflexionen und Dialogen aufgeschwemmte Novelle. (Wehe dem der es auszusprechen wagte!) – Beginne wieder den »Wilhelm Meister« zu lesen.–
Spazieren mit O. und Speidel.–
Mittag bei Mama. Mit Raoul die 8. Bruckner.
Am Roman; ihn vorläufig abgeschlossen. Er soll nun 1–2 Monate (besser wäre ein halbes Jahr) liegen bleiben.
Abends kam Hugo Gerty Hans Schlesinger. Hugo seinen Wursteltag, der immer auf schlechte innre Stimmung deutet.– Über Bahr und Salten; natürlich theilweise richtig – aber so ungütig. Es gibt Momente da mich ein Grauen fasst, wenn ich in diesen »Freundeskreis« schaue. Sehr lustig wie Hugo über den sprach, der alleweil anhält (um Mimi . . . »aber meine Schwiegermutter sagt, sie kennt ihn nicht . . . «).– O. sang, hatte keinen guten Tag; Hugo machte dumme Witze.– O. nachher, trotz Einsicht, zum Weinen verstimmt; fand es wieder richtiger, nach »Dessau« zu gehn.–