31. Sehr kalt. Nebel. Heftig verschnupft, Bronchialkatarrh, dumpfes Herz.
–
Das Jahr bin ich eigentlich immer krank gewesen, muß es aber dennoch ein sehr gutes
nennen:
Dialog vom Tragischen,
Gegen Klimt,
Unter sich,
Der Meister.
Meine Stellung in
Berlin ist unvermutet eine viel bessere geworden. Gutes Verhältnis zu
Brahm, intimes zu
Reinhardt, mit dem für 1904 die
Ibsen-Spiele geplant sind, aus welchen sich für 1905 die
Salzburger Feste entwickeln mögen.
Meine
Wiener Stellung fast unleidlich, alle Geschütze auf mich gerichtet, ohne mir freilich schaden zu können – aber meine Nerven halten es nicht mehr aus, meine Verachtung
und mein Ekel für den
Wiener Sumpf sind zu stark. Wenns irgend zu machen ist, will ich im Herbst nach
Italien.
Dazu ist zunächst der Roman-Vertrag, mit
Freund oder mit
Fischer, abzuschließen. Für alle Fälle habe ich auch an
Scherl geschrieben.
Ahn ist dringlicher, als früher meine Art war, zur Ausnutzung meiner alten Stücke (
Sorma –
Star,
Wienerinnen –
Schillertheater,
Star und
Meister –
Paris) anzuhalten. Mit
Redlich wäre gelegentlich durch
Herzl bei der
Neuen Freien anzuklopfen. Von
Langen erwarte ich Antwort wegen der Revue, die mit
Redlich besprochen wurde. Auch
Darmstadt und
Weimar wären Möglichkeiten. Zunächst mit
Wilhelm Singer zu sprechen, ob ein Urlaub für ein ganzes Jahr möglich wäre.
–
Schönes mit
M. erlebt, mit der
E. begonnen, dabei erst in der letzten Zeit, in
Berlin und am
Semmering, sehr stark gespürt, wie unentbehrlich mir meine
Frau ist, nicht nur, wie sie meint, als Mascotte, sondern weil sie das ist, was ich gern
wäre: durch ein unerschöpflich heiteres und selbstbewußtes Temperament vor allen Wechseln
des Schicksals sicher, die doch nur äußeres, auf ihren Sinn treffen können.
–
In diesem Jahr hat
Hugo, mit der
Elektra, seinen ersten wirklichen Erfolg gehabt.
In diesem Jahr ist
Klimt gegen alle Feinde durchgesetzt worden.
Eigentlich bin ich also jetzt unnötig. Ich kann endlich daran gehen, mir selbst zu
leben.
Dazu das Gefühl, daß
Olbrich,
Klimt,
Moser,
Schnitzler,
Hugo doch nur
Einzelereignisse waren. Hinter ihnen kommt nichts nach. In unserem armen Lande ist keine Folge da.
So recht mein Glaube an diese Talente behalten hat, es war ein Irrtum, an sie eine
Bewegung anschließen zu wollen.
Olbrich in
Darmstadt,
Hugo vielleicht bald in
Weimar,
Schnitzler mit seiner Wirkung schon längst mehr in
Berlin, ich vielleicht draußen einmal an einer großen Revue schaffend, während hier alles im Sumpf erstickt.
–
Hofrat Werian Murian
Franz Xaver Laz, Syndikus der Landschaft
Julie, seine Frau
Babette
Lizza
Schulrat Nilius
Lieutenant Erwin von Lenna, sein Neffe
Apotheker Domini
–
Kleine Stadt in
Östreich. In den Vierziger Jahren.
–
Für heute ist im
BerlinerKleinen Theater die Premiere von »
Unter sich« angesetzt, das
Glasenapp, zuerst darüber so entrüstet, eigentlich nur aus Scham vor
Burckhard, der ihn damit gefrozzelt, und aus Eitelkeit, damit es nicht heiße, in
Preußen sei etwas
verboten, was man in
Östreich erlaubt, freigegeben hat.
–
Abends
Hugo, die
Gerty,
Hans bei mir. Gespräch über Krankheit, dann über
Weimar.
–
Burckhard schickt mir einen merkwürdigen Brief
Körbers über »
Weber«, den ich sogleich für
Brahm copieren lasse.