– Nach Tisch
Bubi B.-H.; wir saßen alle auf der besonnten Terrasse.–
N. d. N. (
O. lag zu Bett) wieder ein Gespräch; im Anschluss an ihren Brief. Sie erklärte sich
absolut entschlossen das Haus zu verlassen, hat an
Lucy schon geschrieben; bei der sie wohnen will (was die Sache natürlich erleichtert).
Zu Weihnachten möchte sie wieder da sein, dann wieder fort.– So wird es nicht gehn.
Die Disc. führte wie natürlich in die tiefsten Urgründe, fand in einem trocknen, versöhnungfernen
Ton statt. Immer klarer stellt sich eben heraus, daß sie anderswo innerlich zu Hause
ist.– Trotzdem sie (wenn es zu der Trennung kommt) so viel mehr verliert als ich (ich
meine die
Kinder, das Haus) fühl ich, um wie viel tiefer mein Schmerz ist als der ihre.– Das gesetzmäßige
des Verlaufs kam mir zu Bewußtsein;– fast auf den Tag wird es enden, wie ich vor 2
und 3 Jahren vorhergesagt.– Dabei passirte es mir wieder manchmal innerlich, dass
ich in der Disc. mehr auf ihrer Seite stand als auf der meinen.– Sehr wesentlich für
ihren Entschluss – daß sie hier nun keinen Boden – keine Freundinnen hat, und alle
in
München.– Sie bleibt dabei, daß ich unsre Ehe zerstört habe durch »Mißtraun« . . . !– Mißtraun sagt ich, heißt ein ungerechtfertigter Verdacht;– nicht: Leid,– weil man
ahnt – und endlich weiß.– Ich erwähnte wieder ihre Bemerkung vor 15 Jahren: »Es wird
ein Unglück für uns beide, wenn ich keine Carrière als Sängerin mache.« – Darauf berichtete
sie mir, dass sie in
Salzburg mit der
Mildenburg (die sich gewundert, dass die vorjährigen Concerte keinen Erfolg gehabt)
Münchner gemeinsames Studium besprochen.– Ich verließ das Zimmer,– in der einen Tasche ihre
Briefe, in der andern – den Friedhofszettel von
Liesls Asche; denn nun soll sie wieder nach
München zurück.– Und in all dem bittern, bittern, von niemandem völlig nachzufühlenden Gram
– geht man im
Dornbacher Park spazieren, schreibt sogar ein paar Verse, macht Späße mit einem Besucher, läßt sich
von seinem
Sohn Palestrina vorspielen, scherzt mit der
Tochter, liest vor dem Schlafengehn in einem neuen
Geschichtenbuch von
Bruno Frank – und schläft immerhin, nach
Pyramidon, ein.