Anna Bahr-Mildenburg an Olga Schnitzler, 7. 4. 1936


München, den 7. April 1936.

Liebe Frau Schnitzler!

Meine Zeit ist bis zum Rande, nein, ich kann schon sagen darüber weg mit Arbeit erfüllt, ich bin, so wie Sie, im Dienste am Werk von dem, der mich verlassen hat. Ihr Brief war mir eine grosse Freude, weil ich auch sehe, wie tief Sie in die Dinge eingedrungen sind und nun von dort, von dieser Tiefe heraus, Wichtiges und Wertvolles der Welt geben wollen. Bitte, verwenden Sie jene Briefstellen, die Ihnen für Ihr Buch passen, ich kann ja trotzdem später diese, wenn ich an eine Briefherausgabe denken kann, sie auch dort anbringen. Ich wollte nur, Sie könnten hier mein Hermann Bahr-Archiv sehen, es umfasst alles, was von seiner frühesten Kindheit an sein Leben bewegte, trieb, beeinflusste, es finden sich da Belege auch für die kleinste Strecke seines Weges. Es ist von mir ja schon immer geordnet und gesichtet worden, aber nun ist das ja noch eine ganz andere Art von Bewahren und Behüten. Es muss über meinen Tod hinaus alles bis ins Kleinste klar zu Tage liegen.
Ich habe den sehnlichsten Wunsch, Ihnen recht bald einmal zu begegnen und umarme Sie heute herzlichst als