mein lieber Hermann, ich danke dir herzlich für den neuen Beweis von Sympathie, den du mir mit deinem lieben
Brief vom 22. gegeben hast. Über die Sache selbst ist ja kaum was zu sagen – selten lag ein Fall
klarer zu Tage. Wahrhaftig – sie haben meinen
Lieutenant Gustl nicht verdient! Ich seh es ein. Hast du vielleicht neulich den
Artikel in der
Reichswehr gelesen? Ich glaube, in dem steht das großartigste an Dummheit, was in dieser Affaire
geleistet wurde. Nemlich: ich hätte meine Charge nur deshalb nicht vor 5 Jahren (wie es mein Recht gewesen) nieder gelegt –
weil ich eben doch gern gelegentlich in Uniform
u mit dem
Stürmer paradirt! – Ich wollte einen Preis von einer Million ausschreiben für den, der mich
seit meinem letzten Hauptrapport in Uniform gesehen – aber wer weiss – unter diesen
Leuten findet sich am Ende auch einer, der es beschwören kann.
Laß mich bei dieser Gelegenheit auch einmal sagen, wie sehr es mich freut, dass wir nun beide über die zeitweiligen Entfremdungen hinaus sind, die ja wahrscheinlich bei Naturen wie den unsern entwicklungsphysiologisch
bedingt und daher nothwendg sind (du siehst ich bin immer »wissenschaftlich«.) Nun
ist das Alter der Missverständnisse wohl endgiltig für uns vorbei und wir sind so weit, dass wir einander
– vielleicht auch ein bischen um unserer Fehler willen – Freunde sein und bleiben dürfen.
In dieser Voraussicht drücke ich dir von Herzen die Hand und grüße dich vielmals
dein
Arthur