heute ist der »
Einsame Weg« an Sie abgegangen. Ob das Stück als Ganzes gelungen ist, vermag ich heute nicht
zu sagen. Aber in Hinsicht auf mein Bemühen darf ich mir diesmal keinen ernstlichen
Vorwurf machen. Daß das Stück eigentlich zwei nahezu gleichberechtigte Handlungen
enthält, wird hoffentlich als Mangel nicht empfunden werden, wenn es herauskommt,
wie zum Schluß die beiden Handlungen zusammengefaßt werden und in einem tiefen Sinn
verglänzen oder verdämmern. Aber die Kritik bleibe Ihnen überlassen, so sehr ich noch
mancherlei zu bemerken hätte. Ich möchte nun heute schon – die Annahme durch das
Deutsche Theater vorausgesetzt – ein paar Worte zur Besetzung beifügen. Die Schwierigkeit beginnt
mit der ersten Person des Theaterzettels
Wegrath, bei dem ich es unangenehm empfinde, daß Sie
Sonnenthal nicht engagiert haben. Früher hätt ihn
Reinhardt (nicht meinen inneren Gesichten entsprechend) gespielt; wer heute? –
Frau Wegrath ist die Dame, die nicht von der
Pöllnitz gespielt werden darf. Es muß noch ein Hauch von Erotismus um sie schweben, und ich
sähe sie lieber von einer zu jungen als zu alten Person dargestellt. –
Felix, trotz Jugend und Ulanenuniform, wäre auch heut noch bei
Rittner am besten aufgehoben, aber mir ist, als wenn Sie für
Julian Fichtner absolut keinen anderen hätten als gerade
Rittner. Kann aber Herr
Stieler (sonst kommt ja keiner ernstlich in Betracht) die Rolle des
Felix bewältigen? Bringt er das Intellektuelle mit? –
Johanna-Fräulein
Triesch ist wohl selbstverständlich.
Julian-
Rittner, ja . . . Aber wenn
Rittner den
Felix spielen muß?
Julian ist so schwierig als . . . leider undankbar; es liegt im Lauf der Begebenheiten, daß er von allen und scheinbar
auch vom Dichter fallengelassen wird – denn daß einer zur Einsicht kommt, hat ihn
auf dem Theater noch nie gerettet. Hier bedaure ich, daß
Mitterwurzer zur Unsterblichkeit eingegangen ist, statt noch Weile, und diesmal in
Berlin, sterblich zu bleiben.
Sala ist
die Rolle schlechtweg,
Bassermann ist
der Schauspieler schlechtweg, die beiden werden sich unschwer finden. Wäre auf Sauer
noch zu rechnen – ich höre, daß er heuer wieder sehr leidend ist – so könnte man auch
an eine Besetzung
Julia –
Bassermann,
Sala –
Sauer denken. – Irene Herms verlangt wohl nach der Persönlichkeit der
Lehmann, und ich verzichte gern auf den leichten Anklang von Dialekt, wenn ich dafür soviel
Seele gewinne, als die
Lehmann zu geben weiß. – Der
Arzt, allerdings die kleinste Rolle, wird trotzdem hoffentlich nicht einem Herrn . . . nein, ich will keinen Namen nennen. Sie werden den Darsteller nicht unter den zehn
schlechtesten auswählen. Weiteres sei nach Ihrer mit beträchtlicher Spannung erwarteten
Erwiderung beigebracht. Für heute sage ich nur Dank für die lieben Grüße, die mir
Bahr überbracht hat.
In Hinsicht auf die »
Rose Bernt« kenn ich mich nicht aus, da ich nur die
Wiener Telegramme von
Hey- bis
Goldmann gelesen habe. Und dazwischen liegt
Lesser. Im übrigen habe ich eben das
Buch aufgeschnitten, und daraus werd ich wohl, mit Vernachlässigung
Schiffs – alles Wesentliche erfahren. Seien Sie herzlichst gegrüßt