Richard Beer-Hofmann an Hermann Bahr, 1. 8. 1904

Aussee 1/VIII 04.

Lieber Hermann! Aus Ihrem Salzburger Brief hab ich entnommen:
I. Dass Sie nur meinetwegen über Salzburg wollen
II. Dass Sie nachts in Salzburg ankommen, und nachts nach Wien fahren müssen.
III. Dass All das nur wegen eines Tages geschieht.
Schön wär es gewesen wenn wir doch zwei Tage hätten in Salzburg sein können. Zwischen Mirabell Hellbrunn, Pferdeschwemme und Hohensalzburg und irgend einer Spazierfahrt am Abend zwischen Feldern am und Gehöften hätten sich ein paar Stunden wol gefunden, wo ich gerne mein Stück (das noch unfertige – heu!) Ihnen vorgelesen, und Sie müheloos zugehört hätten. So hätte das Stück den Tag gefüllt und für Salzburg, und uns Beide wäre nichts übrig geblieben. Ein Unrecht gegen alle Drei. Ich will jetzt recht fleissig sein, vielleicht giebt sich dann Ende des Monates, irgend eine Gelegenheit uns noch vor Wien zu sehen.
Arthur kommt Ende August nach Ischl. Hugo hat sich heute Vormittag bei mir gemeldet.
Die drei schon vernunftbegabten von uns Paula, Mirjam und ich grüssen Sie von Herzen, die andern zwei liegen jetzt faul und verfressen im Gras.
Ihr
Richard