Meine geliebte Dilly.– Seit gestern also in
München. Meine 2 Telegr und den Brief aus
Salzburg hast du schon, und was meine Seele anlangt, Schatz, so hab ich nichts neues von ihr
zu sagen. Meine Seele – und nicht die allein – liebt dich; meine Seele – und
nicht die allein – sehnt sich nach dir. Was nun die äußern Thatsachen anbelangt:
Bahr ist noch nicht da; dagegen hab ich
Beer-Hofmann schon angetroffen. Wir waren gestern Abend in
Lohengrin ; es war dringend nothwendig, da Herr
Dippel aus
Wien gastirte. Ich war von den 17 Stunden Eisenbahn – wegen des Bicycles hab ich das gethan,–
ein wenig müde.– Soupirt, in dem angeblich besten Restaurant – schauerlich, schauerlich,
schauerlich!– Sehr gut geschlafen,– so tief, dass ich nicht einmal von dir geträumt hab, mein Schatz.– 7 Uhr aufgestanden; im
Café Wittelsbach gefrühstückt. Dann »
alte Pinakothek«. Zwei Stunden in alten Bildern geschwelgt.– Wieder im Restaurant
Grodemagne dinirt – Unsagbar! Unfassbar! Entsetzlich!!!– Das muss man er
leben.–
– Sind jetzt im
Cafe Opera. Andre Leute speisen hier; darunter siebentausend Studenten mit Mützen und Schmissen.
Auch siebentausend spielen Billard
– Jetzt, mein geliebtes Kind, wollen wir einen
Münchner Literaten besuchen, den Dr.
Conrad. – Es ist wohl sicher, dss morgen früh zwei oder drei liebe Worte von dir kommen?
Und wenn du gelaunt bist, so antworte auch noch auf diesen Brief.– Schreib mir – wenn
du gelaunt bist – wie du den Tag, den Abend u. s. w. verbringst. Und jedenfalls, mein
geliebter Schatz, sei gelaunt, mich lieb zu behalten