Gestern Abend waren wir bei der »Jugend« von Halbe . Sehr interessantes Stück das in Wien wahrscheinlich verhöhnt worden wäre.–
Dein Telegramm, Schatz, fand ich gestern Abend – nun ist hoffentlich Dein Fieber und die Schmerzen völlig weg – Aber,
Kind, Kind, dass diese »Aufklärung« – nothwendig war – das hab ich doch nicht gedacht.
Ich bin ja ein Säugling des Mistrauens gegen Dich!–
So sind nun bald 3 mal 24 Stunden, dass ich – von den telegraf. Worten abgesehn, nichts,
gar nichts von dir gehört. Morgen bekomm’ ich wohl einen Brief. Ich reise Donnerstg
u Freitg von hier ab, – wird rechtzeitg telegrafirt –
Im ganzen fühl ich mich recht wohl – abgesehen von der Sehnsucht nach den lieben Worten und nach den süßen Küssen,
die mir in Wien das Leben – nach halb zehn versüßen und verschönen.
Hast du mich lieb? – Mir ist, als hätt ich dich Wochen lang nicht gesehn –
Leb wohl, mein geliebter Schatz und tausend Küsse! Dein dein
Arth
Kommentar
Überlieferung
Versandverlauf
Signatur: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv, A:Schnitzler, 85.1.1758
eh. Brief, 1 Bl., 4 S., Bleistift
Druck 1
Arthur Schnitzler, Adele Sandrock: Dilly. Geschichte einer Liebe in Briefen, Bildern
und Dokumenten. Hg. Zusammengestellt von Renate Wagner. Wien, München: Amalthea 1975,
S. 148.
Wien (K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Bécs, Land Wien, Vídeň, Wenia, Beč, Vindobona (Wien), Vienna)
Zitiervorschlag
Arthur Schnitzler an Adele Sandrock, [5.] 6. 1894. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 27. 9. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-8787-1.
Quelle: Hermann
Bahr, Arthur Schnitzler. Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931.
Herausgegeben von Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller. Göttingen: Wallstein
Verlag 2018