Geliebter theurer Arthur!
Das Stückchen was ich gestern aufgeführt habe, ist auf Anrathen des
Herman gescheh’n – und
er sowohl wie ich haben uns
gründlich getäuscht. –
Ich habe Deine Liebe zu mir erproben wollen – ich telefonire Dir – ich gehe in Gesellschaft
– in der Früh schreibe ich Dir ich bin am Land – ohne ein Wort zu sagen sagst Du mir
gut – gehe – ich frage Dich »bist Du mir böse« Du sagst kaltblütig nein – darauf hin schreibe ich Dir – – es wäre immer noch Zeit gewesen sofort zu mir zu kommen und zu sagen – Dilly ich verbiete Dir dahin zu geh’n – dass hättest Du auch gethan wenn Deine Liebe zu mir echt und wahr gewesen. –
Nun bin ich beruhigt denn ich habe das unmöglichste aufgeboten Deine Eifersucht zu erwecken – aber ein
Mann der eine Frau nicht liebt – ist eben nicht eifersüchtig!
Heute kann und will ich es Dir sagen, daß ich
nie daran gedacht habe, zur
Marberg zu geh’n – und ich diese
Feste dort nur als Mittel für meinen Zweck ersann um Dich doch mal aus Deiner Ruhe
zu bringen – nichts hat da geholfen – Du bist gewiss ein zu großer Herr eifersüchtig
zu sein. Um 6 ½ Uhr kam
Charles zu mir, der mich in dieser Verfassung antraf. Er lud mich für das
Volkstheater ein – ich sagte ihm – nein – ich erwarte jeden Augenblick den Arthur – ja – da konnte
ich lange warten –
der war es war ihm nicht der Mühe werth sich nur einen Augenblick aufzuregen – von ihm aus
konnte ich ruhig die Nacht um 5 Uhr heimkommen – und da soll ich glauben dass Du mich
liebst? Nein! – Die Sache hat mir vollauf Gewissheit verschafft! – Dass
Geschenk mein Kind beweist mir Deine Liebe nicht – – nein –
Bahr hat recht – er sagte mir – stelle ihn auf die Probe – wenn er Dich
wirklich liebt wird er
Dich nicht fortgeh’n lassen hat er Dich nicht lieb – dann thut er nichts dergleichen!.
Nun – ich kann Dir sagen Arthur ich dancke meinen HerrGott, dass ich nun weiss woran
ich bin. Um 8 Uhr fuhr ich ins
Volkstheater und ging zu
Weiß in die Loge der mit
Elboggen dasaß. Ich wäre zu Hause irrsinnig geworden. Vor
Elbogen wollte ich nicht mit
Carl darüber sprechen – als die Vorstellung aus war
ko bat ich ihn mich in ein Gasthaus zu führen – Dort habe ich ihm den ganzen Sachverhalt
erzählt – und der Mann gab mir noch Unrecht, vertheidigte Dich und sagte mir »Dilly«
wie konntest Du so einen Unsinn
machen! – Also auch da keine Stütze. –
Na – ich sage Dir Arthur – diese Sache kostet mich dass Leben – denn ich bin so grenzenloss unglücklich, so ein schauderhafter Eckel erfaßt mich wenn ich mir dencke solche Komödien aufführen
zu müssen um mich zu überzeugen dass Du mich liebst – nein – es ist schrecklich –
schrecklich – scheußlich! – Ich zittere am ganzen Körper!! –
Ich verwünsche den
Bahr – der mich da so gehetzt hat – dieses wüste Scheusal – ich hätte mir großen Kummer
erspart wenn ich dem sauberen Herrn nicht gefolgt hätte! –
Na – diese Sache hat doch Etwas Gutes mit sich gebracht – ich bin denn doch im Klaren!
Sei’n wir
Freunde Arthur willst Du – sieh Engel – es ist ja gewiß nicht Deine Schuld wenn Du mich nicht
lieben kannst – – sei mir dann wenigstens ein Freund – ich bitte Dich darum! Ich bin
jeder Stunde bereit mein Leben für Dich zu lassen – denn
nichts nichts liebe ich so grenzenlos wie Dich! –
Verzeih Engel wenn ich so frei bin Dir Deinen Brief zurückzusenden – ich habe
genug durchgemacht – verbrenne diesen garstigen Brief – so grobe Worte will ich von Dir nicht aufbewahren
– alles was mit Dir in Erinnerung zusammenhängt soll ja in Zukunft mein Rat und meine
Stütze fürs Leben sein – lass mir das wenigstens. Ich habe nie glauben können dass
ich mit Dir so bitter bitter unglücklich werden sollte – einen Mann
so zu lieben – ist nicht gut–! Ich könnte verzweifeln! – Arthur – ich habe heut – nachdem was
ich da gestern in dem Theater bei uns geseh’n – meine sofortige
Entlassung verlangt – in längstens 14 Tagen dürfte ich am
Burgtheater sein – der Direktor
Burckhardt hat jemand gefunden der sofort die 8000 Gulden für mich zahlt – verzeih – aber ich muß Dir das
sagen – jetzt da wir Freunde sind nimmst Du auch Antheil an mir – gelt – Du süßer
einziger Junge? – Thuri – Thuri – wie war ich dumm und blöd – hätte ich nur Nicht
geforscht – ich hätte Nichts erfahren und lebte noch heut in dem Wahn, Du liebst mich
und ich wär’ selig was habe ich heute? –
Ach, Kind – könnte ich mich doch sterben lassen . . Bitte komme Montag Abend zu mir – ich muss doch noch mit Dir sprechen. –
Deine
Dilly, die Dich anbetet.