Schlenther sagt mir, daß er Ihnen geschrieben hat und Sie bald zu sprechen hofft. Was jetzt,
dank
Alfred dem Wankelmütigen, bekannt wurde,
Schlenthers »Ade
Wien!«, hat er mir bei
Meißl und Schadn schon gesagt, unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Sie tun ihm mit Ihren Verdächten
Unrecht, ganz gewiß. Er war nur die letzten Monate in der heikelsten Situation, weil
er aus Rücksicht auf
Montenuovo von der Scheideabsicht nicht reden konnte, und deshalb, sagte er mir, hätte er Sie
lieber nicht gesprochen bisher. Nun aber sei die Bahn frei, und es wäre ihm sehr sympathisch,
mit der Inszenierung des
Medardus seine
Wiener Werkstätten zu schließen. So, und das andere mag er Ihnen selber sagen.
Der
Bahr war ein wirklicher, ungewöhnlicher Erfolg, und das von Ihnen bewilligte Dutzend Aufführungen
wird schon in dieser Woche erreicht sein. Hält die Wirkung an, so werd’ ich meine
Dispositionen etwas rücken müssen und den
Anatol im März bringen. Augenblicklich hängt uns der Himmel voller Weihnachtsgeigen, da
wir an jedem Feiertagabend 6000 Mark eingenommen haben und auf diese Weise erfahren
haben, daß es solche Einnahmen überhaupt gibt. Ihre Inszenierungswünsche, inklusive
Schneeflocken, hab ich Herrn
Lessing mitgeteilt. – Weshalb ein Dreiakter eines Nicht-Schnitzler besser zur
Mizzi passen soll als zwei echte Schnitzlerakte, vermag mein Untertanenverstand nicht einzusehen.
Den
Wurstl will ich auch noch ansehn, aber ich glaube, ein
Berliner Publikum kann das nicht kapieren. Über ihren guten
Ruf habe ich mich natürlich sehr gefreut, und Ihren Abbruch der
Reinhardtbrücke kann ich Ihnen auch nicht übelnehmen, es lebe das Temperament! Was
Pötzleinsdorf betrifft – da besuch ich Sie doch noch mal,
wenn der junge Wein blüht. Und so wünsch ich Ihnen für 1910 Nerven von Eisen, Tantiemen von Gold (ohne Garantie) und einen
Burgtheaterdirektor nach Ihrem Herzen.