Brahm an Arthur Schnitzler, 28. 12. 1909

Berlin, 28. Dezember 1909

Lieber Freund,

grade gestern schrieb ich Ihnen. Schlenthers Brief ist allerdings im Ausdruck schwankender als das, was er mir mündlich sagte. Ich würde aber für das Praktischste halten, daß Sie ihn zunächst beim Wort nehmen – und dann, wenn der Nachfolger gefunden und bereit ist, Sie im Herbst zu spielen, sich mit Schlenther entsprechend arrangieren. Auf diese Weise bekommen Sie wenigstens nach dem langen Warten etwas in die Hand, einen Spatz freilich. Aber der scheint mir wertvoller als eine Debatte mit Schlenther auf Grund jener Wirtshausäußerung, die ja, eben des Ortes wegen, wo sie fiel, nichts Verbindliches im strengeren Sinne haben kann.
Danke schön für Ihre Worte über Das Konzert. Den Brief an Reinhardt hätt ich gern gelesen: als document humain, als literaturgeschichtliche Abrechnung im Schnitzler-Stil, und so denke ich ihn mir höchst remarkabel.
Ihrigst
O. B.