Brahm an Arthur Schnitzler, 10. 12. 1911

Berlin, 10. 12. 11

Lieber Freund,

die Vorstellung des Anatol war von der »Freien Volksbühne« veranstaltet, diese hatte sich tantiememäßig zu äußern, und ich habe ihr nun ihr grobes Versehen unter die Nase reiben lassen. –
Das Tänzchen ist arrangiert, die Mizzi kommt nächstens dran. Den Philipp habe ich Walther gegeben, über höheren Wunsch; jetzt wurde mir von einem Agenten der Prager Darsteller der Rolle empfohlen, kennen Sie ihn? Er könnte natürlich nur in Frage kommen, wenn Walther nicht einleuchtet. Teweles, den ich dieser Tage im Bühnenverein sprach, will den nötigen Urlaub geben. Von Medardus sprach er nicht.
Die »Neue Freie Volksbühne« scheint mir nichts für Sie und den Medardus. – Unsere Verhandlungen mit Wien »schweben«. Das weite Land hält sich zu meiner Freude gut, obgleich seit letztem Montag die Herterich, die einen Krankheitsurlaub nehmen mußte, durch die Gernot ersetzt wurde, in aller Eile; ich werde wohl den 2. Weihnachtsfeiertag, den besten Theatertag des Jahres, unserm Lieblingsstück geben können. Und auch die 25. soll Ihrer Frau beschert werden! Daß es ihr gut ergeht, freut mich; aber unverantwortlich bleibt es, daß sie uns Berlinern diesmal unterschlagen wurde.
Der Jänner- Semmering ist mir z. Zt. zweifelhaft, eher denke ich an eine Frühlingsfahrt nach Gries oder dgl. Wer kommt mit? – Die Verhandlungen mit Barnowsky und Blumenthal sind so gut wie beendigt; die Freiheit winkt und ich winke wieder!
Vom Kleist kommt eine neue Auflage noch vor Weihnachten; ich habe eckckelhaft mit den Korrekturen zu schaffen gehabt. Schön, daß Sie arbeiten, Sie müssen bis 1914 noch sehr Schönes schreiben; aber nachher auch, bitte!
Ihr
O. B.