Peter Altenberg an Arthur Schnitzler, [7. 11. 1912]

Lieber Dr Arthur Schnitzler,

ich schreibe es Ihnen ganz klip und klar, denn alles Andere hätte gar keinen Sinn:
Eine Reihe von Menschen, die mich bisher durch fixe monatliche Beiträge unterstützt haben, sind allmälig »ausgesprungen«. Ich frage daher bei Ihnen, dem vom Schicksale Begünstigten, an, ob Sie oder Andere (Beer-Hoffmann, Hugo Hofmannstal, Hermann Bahr etc. etc.)
mir die Sorge meines Lebensabends
(»tiefste Lebensnacht« sollte es eigentlich lauten) erleichtern wollen!?!? Bis zum 53. Jahre habe ich mich so »durchgefrettet«.
Ich bin seit 8 Wochen von einer »allgemeinen Nervenentzündung« (Polyneuritis) Tag und Nacht gefoltert, dazu die seelische Depression!
Ich bitte sehr, dieses Schreiben als Geheimnis zu betrachten. Ich appellire an den Menschen und den Dichter. Meine Tage sind gerichtet und gezählt, da gibt es keine Demütigung mehr, man ist schon halb wo anders, dort wo die Beurteilungen des Menschen und seiner Seele anders gewertet werden!
Ihr unglückseliger
P.A.
Es ist ein Notschrei eines schwerst Bedrängten. Geheimnis!!!