Siegfried Trebitsch an Hermann Bahr, 6. 2. 1904

Liebster Freund Bahr! ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl. Also Mittwoch ist die Première unumstößlich sicher, wenn kein Malheur geschieht. Die Sorma ist entzückend, Reinhardt ein merkwürdig guter Napoleon. Man erwartet einen großen Erfolg! Gott geb’s. ich habe Angst vor Mautner, überhaupt vor der Presse; möchte nicht wie der erste beste Übersetzer Ahn’s behandelt werden! Bin sehr enerviert. Mit der Sorma steh ich täglich besser, werde bald nach glücklicher Première, zu der sie wieder huldigende Blumen bekommt, wegen »Star« wirksam zu sein versuchen, schade dass Kahane das schon ungeschickt versucht hat, wie ich hörte. Löwenfeld habe ich geschrieben, wenn ich nicht heute noch Antwort bekomme, so werde ich ihn morgen Sonntag einfach besuchen. Abends bin ich mit Schnitzler bei Fischer; den herrlichen Sala spielt Bassermann, Fichtner Rittner! Am 25. ist die »Candida« und noch vor 1. März der »Teufelskerl« mit Harry Walden, Pittschau und vielleicht? als Gast »Willy Thaller« (den General). ist das nicht zu rasch hinter Candida??? kann das schaden???? Jedenfalls kann ich erst dann abreisen. Will bis 20 März in Wien bleiben (Stück arbeiten!) (falls ich hier gar nichts arbeiten kann) dann über Riviera wo ich Sie treffen könnte (Fischer geht nach Rampolla!) nach Spanien und über Paris zurück! Wie geht es Ihnen??
Vertraulich! Wahrscheinlich bringt die »Neue Rundschau« in einem der nächsten Hefte meine Novelle »Das verkaufte Lächeln«, Fischer hat sie Bie sehr empfohlen – es würde mich sehr freuen, namentlich jetzt, wo ich nur als Interpret Shaw’s zu Worte komme. Aber bitte, es ist durchaus noch nicht bestimmt. ich werde Ihnen Donnerstag und Sonntag früh zuverlässlich telegrafiren.
Herzlichst und treu Ihr
Trebitsch
Berlin, 6. 2. 04. Heute ist Bierbaums »Stella«
Bie, Fischer, Elias, etc etc etc grüßen Sie immerzu.