vor allem müssen Sie wirklich nach diese
m ver
wienerten
Abbazia? Ich meine: ist irgend ein ärztlicher Rath massgebend? Oder könnten Sie diese Baeder
vielleicht in einem schöneren, wirklich südlichen Ort,
Capri,
Amalfi,
Sorrent auch haben? Dahin käme ich Ihnen bald nach. Ich könnte am 22. oder 23. hier weg und ich würde mich herzlich und ungemein freuen, mit Ihnen zu sein. Ich
liesse dann
Spanien noch einmal und gienge auch mit nach
Sicilien. Alles natürlich, wenn Ihnen angenehm. Aber auch wenn Sie bei
Abbazia bleiben wollen, komme ich zu Ihnen – aller Voraussicht nach – und wir können dann
vielleicht zusammen weiter gehen –
Constantinopel ist nichts für mich, zu teuer. Aber wohl auch nichts für Sie: zu unruhig, uncomfortabel
etc.
Übrigens – ich habe gestern mit
Schnitzler, der Sie herzlich grüssen lässt–, lange gesprochen. Er meinte, ob Sie
Ornter gefragt hätten, wie er über Wechsel eines Sanatoriums, rsp. Aufenthalts
gesprochen dächte, war aber im Ganzen eher geneigt, Ihr weggehen für gut zu halten. Ich freute
mich aber sehr zu hören, dass Ihre schwarze Meinung über Ihren körperlichen Zustand
nicht nötig ist.
Hofmannsthal war, wie
Sch. erzält und ich Ihnen wieder sagen darf, letzte Woche bei
Orntner, der sagte, er hätte Ihnen mit Absicht Alles mit grossem Nachdruck gesagt, um Sie sicher zu bestimmen, auszuspannen, sich zu erholen,
von
Wien wegzugehen u. anders zu leben. Es sei aber lange nicht so ernst. Also, verzeihen
Sie mir die aufgedrängte Weisheit: Machen Sie sich keine argen Gedanken und schauen
Sie in die Sonne zu kommen. Ich denke nur,
Abbazia wird Sie zu sehr mit aergerlichen
Wienern zusammen führen. Mir wäre
Italien, für Sie und mich lieber. Die Reise ist ja von
Marbach wohl die gleiche. –
Die
Sache mit
Jennerl dachte ich mir so. An Frau
M. zu schreiben, wird mir nicht möglich sein, so sehr ich Ihr Elend spüre. Sie selbst
und später noch wer haben mir gesagt, wie sie über meine Gefühle zu ihr –
am Anfang – gedacht hat. Schreibe ich jetzt, wo es sich um Scheidung handelt und sie ausserdem, wie
Felix mir sagt, schwer hysterisch, von einem
M’er Professor hypnotisch behandelt wird, so kann keiner wissen, wie sich in
ihr diese Freundschaft wieder spiegelt. Ich kann auch bei
Ihrer Gereiztheit gegen mich und uns alle, von der
Felix mir wieder sagte, nichts riskieren. Brauche selbst für meine Galle Schonzeit. Denn
auch mit mir stehts nicht schön.
Nach
Ernst Hardt’s Adresse werde ich frage
n und Ihnen nächster Tage Nachricht geben. Heute ist
Bonaparte’s Ehrentag.
Schreiben Sie bald Ihrem
herzlich grüssenden treuen
WFred
Wenn Sie sich zu
Italien dann eher entschlössen, wenn ich gleich mit käme,
Sie also abholte, dann würde ichs gerne tun.