Egon Friedell rühmt an
Arthur Schnitzler, er habe das Sittenstück auf eine menschliche und künstlerische Höhe gehoben, die
die Franzosen niemals erreichten; seine Wesen bestünden nicht mehr aus einer oder
zwei Seelen, sondern aus einem ganzen
Gesellschaftsstaat von Seelen. Das trifft zu, doch es erklärt noch nicht den Zauber, in den jedermann verfiel,
schon bei der ersten Begegnung, gar bei dauerndem Verkehr mit ihm. Gewöhnlich sind
Laien bei persönlicher Begegnung mit von ihnen verehrten und bewunderten Dichtern
arg enttäuscht, sie haben sie sich ganz anders vorgestellt. Was das Werk eines Künstlers
ihnen zu versprechen scheint, soll seine Person erfüllen. Das gelingt selten, aber
Arthur gelang es vortrefflich: er entsprach durchaus der Vorstellung, die der Bürger von
einem Dichter hat. Dabei war ihm jede »Pose« durchaus fremd. Die Vorstellung des Bürgers
scheint ganz richtig zu sein, er weiß, wem er vertrauen darf.
Schnitzlers »
Der Ruf des Lebens« erschien 1906, ihn rief immer wieder das Leben. 1926 folgte »
Der Gang zum Weiher«, mir das liebste seiner Werke, gleich neben der »
Flucht in die Finsternis«.
Oesterreicher werden ja sehr selten nach Gebühr geschätzt, sie gehen einen »
einsamen Weg«, es ist ja, was wir erleben, alles doch zunächst ein »
Zwischenspiel«.
Hermann Bahr