Tagebuch von Arthur Schnitzler, 30. 10. 1911

30/10 Ankunft Prag (vor 6). Palast Hotel. Spazieren innerste Stadt. Kalt. Um 10 kommt Teweles. Über Medardus für Berlin, über Bahr, über den Aufschwung des hiesigen Theaters (er hat seine Direktion mit »W. L.« eingeleitet).–
Ins czechische National Theater. Direktor Schmoranz. Mit ihm Bühne und Parkett. Ein Bild der Generalprobe Jan Hus. Regisseur Kvapil.– Der Dichter des Stücks, zwischen Thür und Angel.–
Salus holt mich aus dem Hotel. Bei ihm. Er fortgeholt. Mit seiner Frau über ihn und seine Nervenzustände. Heftige Zahnweh. Mittagessen, Salus, Gattin, deren Mutter. Blick in die Voigtländersche Literaturgeschichte.–.
Im Hotel, Brief an O., Kussmaul gelesen.–
Zu Teweles’; mit ihm ins Theater Weites Land. Loge neben der Bühne, nur 3. Akt vis à vis, weit, so daß ich fast nichts hörte. Gut inszenirte aber darstellerisch zum Theil grauenhafte Aufführung. Faber als Hofreiter absolut unleidlich. Die Medelsky als Genia von den Hauptdarstellern die einzig mögliche; wenn auch im Niveau, gesellschaftlich und seelisch, viel zu tief. Nebenrollen einige recht gut, wenn auch alles vergröbert. War öfters auf der Bühne mit den Leuten sprechen.
Mit Eger und Teweles im Stern genachtmahlt. Er möchte (und wird) bald ein Berliner Theater haben. Ernsthaft-scherzhafter Zank um den Medardus, den Teweles und Eger spielen wollen.