29/1 Vorm. bei
Bahr.–
Dilly wird Schwierigkeiten mit dem
Stück machen, nicht aus Trotz, sondern weil sie wirklich nicht kann. Ich erzählte nun
Bahr die ganze Geschichte (natürlich in der
Fassung, dass ich wirklich bis 6 gewartet habe etc.) und da fand er nun, dass ich nicht die richtige Auffassung von
Dilly habe, die eben eine
Bajadere sei, irgend was göttliches, in eine ihr fremde Welt gestellt; als Bajadere sei ihr
Sinn eben auf Lug und Betrug gerichtet, und führte ein Gespräch zwischen sich (
Bahr) und
Hugo an, dass ich zu sehr im weltlichen stehe (»wie mir überhaupt manches an dir unklar
ist, auch im Schriftsteller« (was deutlich gehässig gemeint war)). Er verstand nicht
oder wollte nicht recht verstehn, dass ich das bajaderenhafte recht gern gelten lasse,
dass nur die erbärmlichen kleinen feigen Lügen (das telephoniren in der Nacht ihres
Betrugs z. B.) durchaus nichts bajaderenhaftes haben sondern einfach hurenhaft sind.
Dilly hatte sich immer beklagt, dass ich sie brutal behandle; auch darüber dass ich ihr
im
Prater einmal eine Scene gemacht, weil sie den Wunsch geäußert, einmal mit einem Cardinal
ein Verhältnis zu haben. (Ich hatte ihr gar keine Scene gemacht, sondern war nur etwas
verstimmt gewesen, was sie damals riesig freute.) – Welche göttliche Komik eigentlich
in dem allen!– In
Ischl kam
Dilly zur
Joël und beschwor sie auf den Knien, sie (
J.) solle mich ihr (
D.) nicht nehmen; ich sei ihr Christus, sie solle überhaupt nie einen Arzt zum Geliebten
nehmen, weil der zu sehr auf seine Gesundheit bedacht sei.– –