Tagebuch von Arthur Schnitzler, 13. 12. 1904

13/12 – Referate über den gestrigen Abd., was ich las (Sternberg in der N., Bahr im Tgbl., Salten Zeit etc.) übermäßig günstig; habe wieder einmal die Empfindung, ohne dass ichs nöthig hatte, in Schulden gestürzt worden zu sein (»bedeutendster Dramatiker Oesterreichs« etc. – was ja am Ende gar wahr ist, aber nicht viel bedeutet).
– Kam darauf, dass das beste, was ich gemacht, bisher sind: letzter Akt Liebelei, letzter Akt Beatrice, letzter Akt Eins. Weg – Schluss Kakadu, Schluss letzte Masken – sogar die letzten Seiten Vermächtnis.– Meine Expositionen sind novellistisch-mühselig (nicht immer),– die Entwicklung öfters unterbrochen, schnarrend,– erst am Schluss, wie die stallriechenden Rösser, galoppir ich gut. Hängt wohl auch mit dem tiefen Grundfehler meiner Natur zusammen: Ungeduld und geringe Sammlungsfähigkeit.–
– Traf Vorm. Rob. Hirschfeld, der mich fragte, ob ich mich neulich in einem Concert absichtlich von ihm abgewandt. (O. hatte damals gleich gesagt, er würde ein zufälliges Umdrehn so deuten.) Längres Gespräch mit ihm über seine Empfindlichkeit, sein (und Schwarzkopf’s) Mißtrauen, weiterhin über musikalisches, Verkehr, Beer-Hofmann, etc. Wir spazierten über 1 Stunde.–
Einkäufe bei Förster und Gutmann (Weihnachten).
An dem Stück weiter.– Befand mich körperlich nicht wohl.–