10/10 Vm. bei Burckhard im Sanat. Loew. (Mein Schwager hat neulich eine schwere Nasenblutung mit Mühe bei ihm gestillt.) Er durfte nichts
(beinah) reden; lag stumm, blass, tamponirt. Ein hübsches blondes Wesen saß an einem
Tisch beim Fenster.– Ich sagte einige Worte über den Sommer, über BahrsStück – und ging.–
– Anträge, den Roman betreffend. Ullstein bereit 20t. zu zahlen.– Fischer (in einem sehr angenehmen Brief) 10t. und 10 Aufl. im vorhinein, was gleich 25t.
wäre.–
Prof. Toldy kommt, spielt den ganzen Kakadu vor; dessen Klavierauszug und Partitur er mit hat. Abgesehn von einigen lyr. pathet.
Stellen glaub ich nicht an die Sache.–
Er nachtmahlte bei uns und war ziemlich komisch, aber nett. Seine Pariser Abenteuer mit dem Hochstapler; die Ohrfeige an das Stubenmädchen; die Plattenangst;
sein Antialkoholismus;– gemildert durch Bier und Wein.
Kommentar
Überlieferung
Druck 1
Arthur Schnitzler: Tagebuch 1903–1908. Hg. Susanne Pertlik und Reinhard Urbach hg.
v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Unter Mitwirkung von Peter Michael Braunwarth.
Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1991.
Tagebuch von Arthur Schnitzler, 10. 10. 1907. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 27. 9. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-8955-8.
Hauptmann, Gerhart (1862-1946), Brahm, Otto (1856-1912), Hauptmann, Margarete (1875-1957), Rittner, Rudolf (1869-1943), Ibsen, Henrik (1828-1906), Bahr, Hermann (1863-1934), Schnitzler, Arthur (1862-1931), Fulda, Ludwig (1862-1939), Sudermann, Hermann (1857-1928)
Antwortet auf eine von Brahm nicht erteilte Freigabe des Stücks 'Schluck und Jau'.
Bittet, die Entscheidung zu überdenken, da davon "meine geistige Existenz, meine geistige
Zukunft abhängt". Beklagt sich über die von Brahm und dessen Regisseuren verschuldeten
Misserfolge, die seine "Freude am Theatralischen stark abgekühlt" und seine "Schaffenslust
nicht gesteigert haben". Fühlt sich durch die Wiederaufnahme seiner alten Stücke "vernachlässigt
und geschädigt", weil darin "ebenso wenig die alte Liebe zu finden ist wie die alte
Kunst". 'Die versunkene Glocke' macht einen "geradezu peinlich verstaubten Eindruck".
Verweist auf den für Brahm überaus günstigen Vertrag und fordert "Liberalität" ein.
Brahm jedoch verweigere ihm "mit einer sozusagen eisernen Hand" einen "künstlerischen
Bewegungsversuch". Fühlt sich künstlerisch missachteten Schauspielern gleich, wie
dem "vortrefflichen Rittner", "dem die Verhältnisse viel zu früh die Bühne verleidet
haben". Bittet um Freigabe von 'Schluck und Jau' für ein "Experiment auf einer fremden
Bühne". Verweist auf andere Autoren in Brahms Programm und leitet daraus das Recht
ab, 'Schluck und Jau' am Deutschen Theater aufführen zu lassen. Einer "Wiederaufnahme
im Lessingtheater, bei dem Personal, über das Deine Bühne jetzt verfügt und bei der
gleichen Regie, die den ersten Misserfolg des Stückes nicht hat verhindern können",
steht er "hoffnungslos" gegenüber.1 Brief, 2 Bl.