Aufzeichnung von Hermann Bahr, 10. 8. 1904

10.
Telegramm von Kahane aus Berlin, wie warm Reinhardt zur »Sanna« stehe. Ebenso von Holländer aus Oberammergau, daß er eben das Stück gelesen und mir hocherfreut gratuliere.
Den »Marsyas« hat zuerst Fred sehr gelobt, dann Salten fast enthusiastisch, Schnitzler eingehend, nun kommt auch Hugos Karte mit seinem und Richards Urteil u. macht mich sehr froh.
In der Früh zur Kalmar, wo die drollige Akrobatin einen Moment erscheint.
An »Flirt« und Notizen dictiert.
S. 27: »In der Kunst, der Urkunde, die von den Sinnen eines Volks immer am unzweideutigsten Rechenschaft gibt, erscheint diese Nerventrägheit aktiv als Ursache dürftiger Naturbeobachtung und passiv als Grund für die Art der bevorzugten Reize.«
29: »Alles andre in der mexikanischen Kunst wendet sich an die beiden Pole der dekadenten Empfindlichkeit, ist überleise oder überlaut.«
38: »Was der einzelne will und wie stark er es will, das hauptsächlich bestimmt den Aufbau der Gesellschaft und ihre Seele.«
Mit Arthur und Olga, die mich abholen, nach Rodaun.