Nm. erscheint, tel. angesagt,
Bahr, begleitet von Prof.
Redlich und
Sohn (
Heinis College).
R. zum ersten Mal bei mir.
Bahr seit 1913 nicht gesehn. Sieht nicht übel aus, weniger lieber Gott,– menschlicher.–
Zuerst allgemeines Gespräch, dann sitz ich mit ihm allein auf meinem Balkon, in der
Herbstsonne. Vorher schon sprach er davon, daß wir in Hinsicht der Ohren gleiches
Schicksal hätten; auch er Ohrensausen und wechselnde Schwerhörigkeit (viel weniger
fortgeschritten als bei mir). Nun über seine neue Stellung. »Dramaturg«,– eigentlich
Director. Die Intendanturbeamten (
Horsetzky etc.) angeblich
obstinirend gegenüber
Andrian. Die von
Millenkovich angenommenen Stücke, die er zum größten Theil nicht spielen will. Erzählt mir von
Lux, einem dieser Autoren;– statt geradeaus seinen Entschluss mitzutheilen, daß er das
Stück nicht spielen will – lavirt
B., läßt ihm hinhaltend schreiben.– Ich verhehle ihm mein Erstaunen darüber nicht.–
Noch allerlei amtliches u. dgl., dann: »Also dein
Stück hab ich gleich gelesen . . . Ich will dir nichts darüber sagen, eh es der
Poldi gelesen hat, dem ichs gleich schicken ließ . . . (Dann, zögernd.) Ganz unter uns . . . Es war ein ausdrücklicher Wunsch des
Cardinals, daß ich in die Leitung des
B.th. eintrete . . .
Poldi hat nicht die Absicht, ein ›katholisches‹ Theater zu machen;– aber er will nichts
spielen – das hat er dem
Cardinal in einem Brief geschrieben, was dem katholischen Empfinden widerspricht . . . (oder geeignet wäre, das Gefühl der Katholiken zu verletzen –). Wie er mir das in
Salzburg gesagt hat, ist natürlich zuerst dein Name gefallen. Ich sagte zu ihm: Wie werden
Sie sich verhalten, wenn Ihnen der Arthur sein neues
Stück gibt . . . Darauf . . . ist er im Zimmer hin und hergegangen – du kennst ja diese Manier von ihm, und hat
geantwortet: ›Selbstverständlich werd ich’s spielen, wenn’s mir gefällt – und nicht
spielen, wenn’s mir nicht gefällt.‹ Der Ansicht bin ich auch . . . « – Als ich daraufhin über das voraussichtliche Schicksal meiner früheren Stücke interpellire,
versichert mich
B., daß gegen keines (vom
Cardinal!) Einwendung erhoben wurde – wie überhaupt nur der »
Weibsteufel« eliminirt werde.– Wir verblieben, daß wir, sobald
A. die »
Schwestern« gelesen, zusammen kommen würden;– wo –? bei der
Hofräthin!
– O du mein
Oesterreich.– Mir ist die Sache nicht unlieb. Es verkehrt sich am bequemsten mit Leuten, die
ein schlechtes Gewissen gegenüber einem haben.–