Sonntag, 15. September
Heute Vormittag Herr
Scheffer. Vertreter des »
Berliner Tageblatts« im
Haag, auf Empfehlung
Ganzens bei mir: ein feiner und wohlunterrichteter Mann von der Richtung
Theodor Wolffs. Mittag
Bahr hier zum Essen, um 3 Uhr gehe ich mit
Hans und ihm zu
Arthur Schnitzler, dessen hübsches Heim ich zum ersten Mal sehe. Freitagabend mit
P. Augustin Galen und Graf
Franko bei
Meinl.
Koerber erzählt mir telefonisch, wie
Spitzmüller ernannt wurde. Es war eigentlich schon
Heinrich Clam ernannt, da lief ein scharfer Protest
Wekerles ein. Der
Kaiser gah sogleich nach, ließ
Spitzmüller kommen, dem er sagte: »Ich habe jetzt was für Sie gefunden, aber Sie dürfen nicht
»Nein« sagen!«
Spitzmüller war sehr betroffen, deprezierte sehr, nahm aber an. Jetzt empfängt er unermüdlich
Journalisten, weil er höchst besorgt ist, dass nur ja keine ungünstigen Artikel über
ihn publiziert werden.
Sarkotić begrüßte den neuen Mann mit einem sehr kühlen Telegramm.
Gestern erfuhr ich von dem heute publizierten Friedensangebot
Buriáns, das denselben langweilig-infantilen und zugleich aufgeblasenen Stil zeigt, wie alle
»Gedankenblüten« dieses im Grunde genommen sehr einfältigen Staatsmannes.
Koerber sagt, Staatssekretär
Hintze habe darüber hier verhandelt, habe vergebens gewünscht, dass man damit noch warten
möge. – Herr
Scheffer sagt mir,
Payers Rede, die einen »Verzichtfrieden« anbietet auf der Basis des Status quo von 1914,
sei die erste Enunziation im Kriege auf deutscher Seite, die nicht dem Hauptquartier
vorher unterbreitet worden ist.
Ludendorffs Stern ist im Sinken! Unter Herrn
Stinnes Führung habe man in
Belgien schrecklich gehaust, habe die ganze Industrie dort unter dem Motto »Metallrequisition«
vernichtet.