Aufzeichnung von Hermann Bahr, 28. 10. 1918

28.

Nachmittag Werfel zwei Stunden bei mir. Jüdisch hymnisch. – Sein höchstes Tolstoi. – Verachtg der überlieferten Form, worüber er spricht wie Arno Holz 1885. – Das Menschliche geht ihm übers Künstlerische. – Unverhältnis zu Wildgans, den er als bürgerlich, subaltern und künstlerisch unaufrichtig empfindet. – Sein jüdisches Medusenhaupt. – Gespräch über »realisierbare Utopie«, mit Akzent auf beiden.
Abends bei Berta Zuckerkandl mit Schnitzler, Olga, Friedell – später allerhand Menschen, darunter Auspitz, der mit mir einst im Wagnerheim war.