Arthur Schnitzler an Hermann Bahr, 11. 3. 1907

XVIII Spoettelgasse 7

Wien am 11. März 07.

Lieber Hermann,

Da ich nichts weiter von Dir gehört habe scheint es, dass das Projekt der Kammerliebelei vorläufig zurückgelegt worden ist. Nun fällt mir etwas ein, dass ich Dir zu gelegentlicher Ueberlegung mitteilen möchte. Wie wärs, wenn die Kammerspiele in der nächsten Saison einen Versuch mit dem »Märchen« wagten. Du weisst, dass das Stück über Wien nie hinausgekommen ist, dass es hingegen – in Russland – einen meiner stärksten und dauerndsten Erfolge bedeutet hat. Es ist wirklich geradezu lächerlich, dass sich in Deutschland noch kein Theater an das Stück gewagt hat. Die Kammerspiele, die das Friedensfest aufgeführt haben, wären vielleicht am ehesten dazu geeignet, eine Aufführung dieses Stücks | mit der Höflich | zu versuchen, womit wenig riskiert und möglicherweise einiges zu gewinnen wäre. Dass der Schluss des dritten Aktes geändert ist dürfte Dir bekannt sein.
Wenn Du glaubst, dass die Sache nicht ganz aussichtslos ist, so sprichst Du vielleicht bei irgend einer Gelegenheit in diesem Sinn mit Reinhart.
Sei herzlich gegrüsst und lass jedenfalls recht bald etwas von Dir hören. Wann kommst Du zurück? Du hältst Dich doch vor Ragusa einige Zeit in Wien auf?
Dein
Arthur
viele Grüße von meiner Frau.