mein lieber Hermann, bei
Berliner Gelegenheit einmal
Halle mitzunehmen hab ich mir längst vorgenommen – nur fügt es sich immer so schwer, weil
man ja viel früher einen bestimmten Vorlese-Tag fixiren muss als man den
Berliner Premièrentag weiss. Und mir persönlich macht weder das Zweck-Reisen noch das Vorlesen
(in großen Räumen) sonderlich viel Spass. Aber wir wollen sehen. Deine Gicht aber laß dir lieber von einem Dichter
als von einem
Oberingenieur behandeln – (nur nicht von einem Arzt natürlich) Ich stehe dir stets zur Verfügung
– und hoffe medizinisch schon genug vergessen zu haben, um dir nicht empfindlich zu
schaden.
Ja, wenn ich eine lustige Novelle hätte! Und nun gar eine kurze! Mit dem Gegentheil kann ich dienen:
Tragoedie in 5 Akten und einem Vorspiel aber die eignet sich eher zum Aufgeführtwerden (Wie du schon daraus ersehen kannst, dass es mir nicht möglich ist, von
Schlenther sowohl als von
Reinhardt eine endgiltige Entscheidung zu kriegen.) – Die
Comtesse Mizzi wird nun doch nicht zu deinem »
Concert« gegeben, der Abend würde zu lang, schreibt
Brahm. Dabei hatt ich schon an den
Münchner Speidel schreiben lassen, er möchte auch womöglich
die zwei Stücke zusammen spielen. Nun hat
Speidel aber die
Comtesse wegen Frivolität, Kinderkriegen und Liebhaber-haben refusirt.
Die Hoffnung dich wieder einmal zu sprechen, geb ich noch immer nicht auf. Vielleicht
auf dem
Semmering. Und dass du den Leuten allerorten so viel von mir erzählst, dank ich dir von Herzen.
Wir grüßen alle aufs beste und wollen auch Deiner verehrten
Frau empfohlen sein.