Hermann Bahr an Arthur Schnitzler, 26. 9. 1910

Wien XIII/7 26. 9. 10.

Lieber Arthur!

Ich fahre Samstag für vier Wochen nach London und so werde ich leider bei Deiner Première nicht in Wien sein. Es wäre mir aber lieb, wenn Du mir (entweder noch vor Samstag hieher oder dann nach London E. C. Victoria Embankment, De Keysers Hotel) ein Buch Deines neuen Stückes schicken könntest. Macht es mir einen starken Eindruck und habe ich darüber wirklich etwas zu sagen, so würde ich das für das Wiener Journal von London aus tun und veranlassen, dass von irgend einem der Herren der Redaktion eine kurze Notiz über die Aufführung und Aufnahme angehängt werde. Kann ich aber in kein rechtes inneres Verhältnis dazu kommen, woran ja ebenso der Autor wie der Kritiker schuld sein kann, so ist es uns beiden besser, wenn ich die Gelegenheit zu schweigen ausnütze, statt mich um das Stück herum zu reden, was mir, je älter ich werde, immer unleidlicher wird.
Im November komme ich nur auf ein paar Tage zurück, weil ich gleich wieder an den Rhein, auf eine Vorlesungstournée muss. Aber im Dezember wird es uns dann doch einmal vergönnt sein, in Ruhe zu Euch zu kommen.
Mit herzlichen Grüssen von uns beiden, auch an Deine liebe Frau,
Dein alter
Hermann
viel zu nervös, um selbst schreiben zu können.