Montag!
Mein lieber Märchenprinz
Fallen Sie gefälligst nicht in Ohnmacht, da ich Ihnen umgehend antworte – erstens
wollte ich dankend Brief und Einlagen bestätigen – drittens fünftens und sechstens
– hab ich nämlich heut früh so schrecklich lebhaft an – Gott – wie heißt sie doch
gleich – a – ich hab ja den Namen wohl nie gehört – na also an die
Mutter gedacht – und konnte gar nicht los kommen von der Erinnerung die sich an Ihr Gesicht mir knüpfte, als ich – (nur wissend daß Geliebte – noch nicht wissend
daß Mutter –) Ihnen einmal sagte »Sie würden frei aufathmen wenn sie plötzlich sterben
würde!« – wissen Sie daß ich das Ihnen einmal sagte? Da machten Sie ein Gesicht –
also denkend daran, vor welchem Ereigniß
sie steht – etwas staunend erschreckt denkend – »wenn sie wirklich dann stürbe?« – Wissen
Sie ich hab das Gefühl von Ihnen nie vergessen. –
Sie wissen doch mir entgeht nichts und ich vergesse nichts –
Also heut früh hab ich wieder gedacht – wenn sie wirklich stürbe – da kam Ihr Brief – – Das Kind ist also todtgeboren?
– – Sie haben viel Glück!!! Finden Sie mich roh? –
Ihr Plan zu einem neuen Stück welches Sie mir da andeuteten erscheint mit gut
Also ein glückliches Liebespaar sie zart sanft mild – er etwas Tyrann?
Er sieht der Geburt eines Kindes entgegen? – Ihn erfaßt eine heftige (wozu dunkle?)
Leidenschaft zu einer Frau – die matt und farblos verheiratet ist? (Die ein
Kind hat welches sich in ihren Augen spiegelnd sieht?) Die Frau erwidert diese
seine heftige Leidenschaft? weiß nicht daß er Vater wird? Sie wünscht sich mit ihm ganz
zu vereinen? Er zögert? Sie zweifelt an ihm, findet ihn weichlig?
etc. er gesteht ihr daraufhin daß er ein Kind von seiner Geliebten erwartet und
deshalb aus Schuld und Pflicht u allen möglichen Gefühlen weder Muth noch Wollen hat dieses
Mädchen zu verlassen, und sagt ihr, daß er ewig dort sich gebunden fühlen muß wenn
erst das Kind da sein wird?
Die Frau ist von dem Gehörten sehr schrecklich entsetzt – sagt ihm noch mehr wie sehr sie ihn liebt und daß sie ihn nie vergessen wird u verläßt ihn? Bald – sehr bald wird sein Kind (welches ganz dummer- und überflüßiger Weise schön
sein soll – – zu dumm von einem todtgebornen Kind das zu sagen) – todtgeboren? – Und
– – – – – er fühlt sich frei – jubelnd frei – nicht weichlig Schuld bedrückt????
Wissen Sie, mir erscheint das in dem Fall menschlich natürlicher – Er kann sich ja
hassen dafür aber jubeln thut er u frei fühlt er sich – Er kann ja nach allen Zusammenhängen suchen
und alle Stimmungen haben – aber
Jubelnd thut er – –
Denn das all das Schöne längst zu finden
Das mußt du doch verstehn?
Im Heimgehn wieder durch stille Gassen
Schlichs über dich so bang
Daß du das blonde Mädchen verlassen
So lange schon! Ach wie lang!
Also letzte Akt –
Er streift mit vieler Weihe
Die letzte Fessel ab –? sucht die Frau auf – von der er glaubt, daß sie auf ihn wartet
– und erfährt daß sie sich vergiftet hat? – ?? weil – na – also – der Vorhang fällt
und
Rittner fährt sich entsetzt durch die Haare? – wie er das ja so elegant macht!
Ich war nämlich gestern in
Mutter Erde – hat mir sehr gefallen – sehr! Von
Agnes Jordan will ich Ihnen schreiben, wenn ich es gesehen hab! Arbeiten Sie bald, daß wir Sie
hier auch schnell aufführen können.
Wie könnte das Stück heißen?
Zu Spät (Bischen schauerlich???)
das könnten die letzten Worte sein wenn der Vorhang fällt?
–
Ich bitt Sie schrecklich, finden Sie mich nicht zu frech und dumm daß ich Ihnen sowas
schreibe – ich bitte sie schrecklich!!
Ich will auch demnächst mir
Tschaperl ansehen. Neulich war
Felix Holländer bei mir ein halbes Stündchen und erzählte mir daß
Bahr sehr bald nach
Berlin käme, er wolle ihn mir bringen, denn der würde mir gewiß gefallen. Was sagen Sie?
Ganz genau?
Hören Sie, – daß mir der Herr Dr
Richard Beer-Hoffmann keine Grüße sandte – hat mich – – – – na – gewundert – nicht daß ich es erwartet
hätte? aber da er nicht kam – hat er mich – etwas enttäuscht. Es ist ja gut so – sicherlich. – na – es war in
Wien doch ganz schön – – und – jetzt bin ich nämlich etwas verlegen und weiß nicht recht
was ich sagen soll
, darum grüße ich Sie schnell und auch den
BeerHoffmann
Sagen Sie – plötzlich kommt mir in den Sinn es ist nicht wahr daß das Kind todt ist???