ja denken Sie, da sind wir nun gelandet. Meine
Frau ist seit acht Tagen hier, ich seit Sonntag und bleibe wohl bis zum nächsten, und
Olga kommt, wenn es weiter so gut geht wie bisher, zur Generalprobe des »
Weiten Landes« hinein. Die ersten Tage befand sie sich gar nicht wohl, seit zwei Tagen aber hat
eine rapide Besserung eingesetzt. Das Wetter ist schön, etwas winterlich. Die Anstalt
wäre so übel nicht, nur der
Portier ist von seltener Talentlosigkeit. O heiliger
Rosenstock:
Thimig war am Sonntag hier, um ihn zu besichtigen. Im Falle Rosenstock war der liebe Gott
entschieden tüchtiger als der Autor des »
Weiten Landes«. Hingegen ist diesem der
Hofreiter besser gelungen als jenem (was Sie bestätigen würden, wenn Sie das
Urbild kennten). Es betrübt mich, daß
Sauer wieder so krank ist, nicht nur um des
Aigner willen. Von der
Triesch schreiben Sie kein Wort. Hmm. Nun, wir werden ja sehen. Wann? Meine vorläufige Absicht:
Ende Oktober
Wien verlassen, 31. 10. Vorlesung
Prag, 1. 11. Vorlesung
Dresden. Von dort
Berlin. Hoffentlich erhält sich »
Das weite Land« so lange auf dem Repertoire. Von
Berlin Hamburg (
Hagemann: »
Das weite Land«, evtl. »
Beatrice«, evtl. »
Anatol«). – Die Proben hier in
Wien versprechen eine gute Aufführung – freilich wird
Korff nie das Letzte der Gestalt bringen, und die
Marberg sympathisch, begabt, fleißig, ist (sehr unter uns) keine Schauspielerin von Rang.
Das
Eulenberg-
Stück hat mich sehr bewegt. Daß es sich in einem großen Haus nicht halten würde, war vorauszusehen.
Und unser Freund
Lessing kann so was wohl nicht inszenieren (hierin ist er vielseitig). Aber wie inszeniert
man so was? Ein Stück für Marionetten mit lebendigen Herzen! Ein Ineinanderspiel von
Genialität und Manierismus! Manchmal erscheint er mir,
Eulenberg nämlich, wie einer, der mit der flimmernden Kerze durch eine selbstgeschaffene Mondnacht
spaziert. »Lösch aus, mein Freund, wer solche Sterne schafft . . . «, oder »Wer unter Sternen wandelt« usw. So gerät man ins Jambische und Romantische
selbst in solch einem Schreibebrief, wenn man ihm nur in die Nähe kommt. – Wann etwa
möchten Sie »
Das Tänzchen« mit der »
Komtesse« wagen?
Seien Sie herzlichst gegrüßt, auch von meiner
Frau, die sich auf der Terrasse sonnt.
Ihr
A.S