Brahm an Hermann Bahr, 29. 9. 1911

29. 9

Verehrter Freund,

ich bin gespannt wie ein Fiedelbogen und sehe Ihrer sensationellen Sendung, in diesem unnatürlichen Zustande, hoffentlich nicht zu lange, entgegen.
Mit meinem Kleistbuch weiss ich Sie gern beschäftigt und nehme es auch auf mich, wenn Ihnen Kleist näher kommt durch meine Schuld! Besten Dank für den interessanten Artikel aus der N. Fr. Pr, dem ich allerdings nicht recht zustimmen kann, aus meiner Erfahrung (oder Befangenheit).
Das »Tänzchen« hab ich zunächst mal der Censur eingereicht, bin neugierig, was sie dort dazu sagen. Schnitzler schrieb mir, dass er die »Mizzi« gern dazu gegeben sähe, und auch ich habe mich in diesem Plane bestärkt.
Als Joachim denke ich an Marr, als die Heydts Forest und ein neues Mitglied, Lore Busch, die in den »Kindern« in Leipzig excellirt haben soll; Reicher – Lavin ist ja selbstverständlich. Einige kleine Wünsche zu dem Stück Ihnen vorzulegen, erlauben Sie mir wol demnächst; insbesondere der Schluss leuchtet mir nicht ein, er setzt den Winkler herab, finden Sie nicht?
Herzliche Grüsse Ihnen Beiden
Ihr
OB