vor einer Woche hat mir meine
Mutter geschrieben, Sie hätten mit ihr gesprochen und ihr erzählt, dass im Herbst wieder
ein
ein Stück von Ihnen aufgeführt werden wird. Das hat mich, wie es der Zufall manchmal bringt,
so »historisch« berührt. Die ganze Zeit, seit wir uns kennen, ist mir als ein ganzes
eingefallen, wie eine Landschaft, aber viel merkwürdiger: als wenn man in einem Thal stünde und durch die Wände der
Berge hindurch die anderen Thäler gleichzeitig sehen würde. Auch der gute
Goldmann ist mir sehr stark eingefallen und sein sonderbares schmerzliches Leben. Es ist merkwürdig,
wie stark man an Vergangenes denken kann, wenn man so allein und abgeschnitten lebt,
wie ich hier. Mir ist eingefallen, wie mir der
Goldmann zum ersten Mal von
Nietzsche und von
Bahr erzählt hat, das ganze kleine
Redactionszimmer und unsre ersten Begegnungen, und alles kommt mir so unglaublich vergangen vor und so nett
und altmodisch wie eine Geschichte aus der
Jean Paul-Zeit.
Wir haben doch in diesen paar Jahren sehr viele schöne Stunden gehabt. Wir haben sehr oft das Leben reich und groß gesehen und waren im Stande, viele Dinge
auf einander zu beziehen, und immer hat sichs wieder verändert, das war das schönste.
Auch dass wir voneinander nicht gar zu viel wissen und immer
ein jeder wie ein Neuer aus seinem Leben hervortritt und wieder hinein geht, ist sehr schön.
Über meinen augenblicklichen Zustand will ich lieber nichts erzählen: die Station
ist von einer teuflischen Hässlichkeit, die Menschen nicht recht erfreulich, das Wetter
fortwährend elend. Ich habe einige Bändchen
Platon mit, auch den
Pindar und den unerschöpflichen ersten Band von
Goethe: die Lieder, die Elegien, und die Sprüche. Ich freue mich im stillen (wenn auch mit
Zweifeln) Ihr neues
Stück noch im Juni bei der
Tini zu hören.