Zuerst mein Kind – sage ich Dir meinen innigsten Dank für Deine herrliche
Kritik über mich als
Deborah. Schau lieber Bahr – wenn sich ein Wesen so plagt und abmüht, dann thut es doch wohl
auch einen Dank dafür zu bekommen! Ich finde die Art, wie Du immer von mir »die Sandrock«
schreibst, großartig – so schreibt man doch nur von Menschen die wirklich was sind – gelt? – z. b. der
Bismark – der
Mitterwurzer – der
Schiller u. s. w. – Ich danke Dir für diese Auszeichnung – daß allein ist schon Gold werth
– dieser Anfang – »die Sandrock« –! Ich habe heute Abend die
Cleopatra weit besser gespielt wie das erste Mal – es ist jammer schade das Ihr Herrn von der
Presse uns bei der ersten Aufführung seht – wir verderben uns da gewöhnlich Alles
durch d
ie nicht zu unterdrückenden Aufregung! Heute Abend hatte ich
Beifallsstürme vom Publikum! Ich glaube doch
Hermann, daß ich am
Burgtheater Fortschritte mache! Nun – mein Kind – spiele ich am Samstag die »
Magda«! Ich bitte Dich
innig – lieber, lieber Hermann
gehe mit der lieben
Roserl hinein – ich möchte für mein Leben gern daß du mich in dieser Rolle siehst! – das ist der
Zweck meines schreibens! – Ich habe mir zwar
noch einige Todtfeinde dadurch gemacht – das ich auch diese Rolle in
Wien spielen werde – aber es ist zum Wohlthätigen Zweck – und da kann man nicht »nein« sagen! – Ich
freue mich ries
ig darauf. Wenn Gott mir gnädig ist – und ich einen guten Abend habe – wo ich frei von
Einflüssen meinem Können freien lauf lassen kann – dann
muß ich siegen! –
Gestern ging ich mit Herrn Doctor
Arthur Schnitzler eine Stunde spatzieren! – Es hat sich da Manches in mir abgespielt – ich habe doch
den
Thuri riesig gern gehabt – ich war ein dummes Viech! – Entschuldige diesen Ausdruck! –
Weißt Du noch Kind – wie ich geweint und
geschlottert habe bei Dir, um diesen Mann? Das
damals mein Verstand nicht nachgelassen, ist mir heute noch ein Räthsel! – – verkauft
– verrathen – und – für wen? – na – der Mann ist für mich verloren! Gott wie gern
hätte ich diesen Menschen geheirathet – wie glücklich wäre ich gewesen – ich wäre
ihm gewiß eine treue brave Frau geworden! – Aber da ergiesse ich mich wieder ins Herzenssachen
die Dich mein lieber Hermann wohl wenig interessiren. – Also z
ur
Heimath gehst hinein? – Gelt? – Es thut mir so leid das wir uns so wenig seh’n! Ich habe
halt immer so viel zu thun – sonst käme ich zu Euch! –
Nun grüsse mir herzlich Deine liebe
Frau von mir und Du selbst nehme die innigsten Grüße von Deiner alten treuen
Freundin
Adele Sandrock entgegen! –