Arthur Schnitzler an Anton Bettelheim, 7. 12. 1925

7. 12. 1925.

Verehrtester Herr Professor.

Das Beste, was über Max Burckhard bisher geschrieben wurde, scheint mir noch immer das kleine Buch von Hermann Bahr zu sein. Es ist zugleich meiner Empfindung nach eines der besten Bücher von Bahr, vielfach ergreifend, wie ich überhaupt glaube, daß Burckhard der einzige Mensch war, der Bahr im Innersten nahe gestanden.
Über die Nachlaßverhältnisse Burckhards bin ich leider nicht informiert. Meinem Hofrat Winkler tun Sie zu viel Ehre an. Diese Figur kann höchstens als ein Relief von Burckhard gelten. Um ihn plastisch herauszubringen (wenn ich mir das überhaupt zutrauen dürfte), müßte man ihn wohl in den Mittelpunkt eines Stücks, besser noch eines Romans stellen.
Ich erlaube mir Ihnen heute meine letzten Bücher zu senden, die Sie, wenn ich recht verstehe, alle nicht besitzen. Und wenn Sie die »Komödie der Verführung« nur von der Generalprobe her kennen, so sind Ihnen wohl nur Zweidrittel bekannt Und auch diese Zweidrittel nicht durchaus so, wie ich es wohl wünschen möchte.
Mit herzlichen Grüßen, in aufrichtiger Verehrung
Ihr sehr ergebener
A.S