Hugo von Hofmannsthal an Hermann Bahr, [23./24. 11. 1891]

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Es ist wirklich sehr hübsch dass Sie nach Wien kommen. Ich freue mich. Wir werden uns vernünftig eintheilen, viel reden, und einander hochachten. Ich möchte Ihnen gern das Sonntagsrendezvous geben, gehe aber nach dem lunch ins Philharmonische Conzert. Zwischen 4 und 6 Uhr aber bin ich bei Dr Schnitzler, Kärnthnerring 12, 3 Stock. Wenn Sie dorthin kämen würden Sie ihm und mir eine aufrichtige Freude machen. Man sitzt und plaudert besser als im Caffeehaus und ist ebenso allein, ungestörter als bei Griensteidl. Die Lampen haben rothe Schirme. Es giebt Cognac. Man ist nicht Gast und es giebt keine Hausfrau. Am Schreibtisch liegen Bahr, Barres, Barbey d’Aurevilly und noch anderes, das alliteriert. Es riecht nach der Bohême von Wien 1891 – Paris 1840 wie sie so hübsch im Märchen ist. Und Sie machen mir wirklich eine Freude, wenn Sie hinkommen. Ja sogar die Freie Bühne können Sie dort lesen und über Ola Hansson Freudenthränen weinen. – […]
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