Arthur Schnitzler an Marie Reinhard, 15. 6. 1897

16.) ××××××××××

15/6. 97.

Mein Schatz! Ich wollte fortradeln – da zieht eben ein Gewitter auf, schon beginnt’s zu regnen (es ist 6 Uhr Abend) und, bevor ich das, was ich mit einem schmeichlerischen Ausdruck arbeiten nenne anfange, will ich Dir noch in zwei Worten sagen, dss ich Dich unendlich lieb habe und mich sehr nach Dir sehne.Was gibts denn nur sonst?– Ich bin heut Morgen bei der Frau K. gewesen, ohne wesentlich neues zu erfahren, sie hat mir nur eine Adresse »mit Garten« gegeben, wo ich morgen hin will. Anfangs wird das Forsthaus wohl notwendg sein u anfangs wird es Dir auch gewiss sehr gefallen.
– Das Klingen ist heftig und störend. Nerven wieder schlechter trotz kaltem Wasser etc.– Erheiterung brachte ein »Novellenband« vom Grafen Aichelburg, (20! Seiten), den ich Dir morgen sende zugleich mit einem kleinen höchst amüsanten Büchl »Hinter dem Leben« von Maler Seligmann, wo köstliche Parodien auf Altenberg, Burckhard (dessen Charakter zugleich in einer mir nicht sympathischen Weise verunglimpft wird), Andrian, Bahr und Hugo stehn.– Richtig, gestern Abend war ich neben Salten in der Conservatoriumsvorstellg, resp. beim letzten Fünftel, was auch zu viel war.–
Heut Abend fahr ich noch ins Frz-Josefs Spital wo ich seit meiner Ankunft noch nicht war.–
Auf dem Butte Rigi hat’s Dir gefallen, mein Schatz, was?–
– Heut vor einem Monat – St Germain . . Pavillon Henri quatre . . »unheimlich« . . . Auch ohne Anführungszeichen!
Leb wohl, mein geliebter Schatz und grüß Deine Mama,
Dein
Arthur