Eduard Pötzl an Hermann Bahr, 14. 3. 1903

Wien, am 14. März 1903.

Geschätzter Kollege!

Was den Artikel über Mach betrifft, so behauptet der Metteur, dass er die Korrektur noch nicht bekommen habe. An wen wurde sie gesendet?
Für Ostern schwebt mir eine Beilage vor, in der ich, schon um zu zeigen, dass ich nicht zu den verworfensten Zöpfen gehöre, ein Stück literarische Jugend versammeln möchte. Ich habe langsam Beiträge von: Karl Busse, Christian Morgenstern, Raoul Auernheimer, Max Messer eingelagert und möchte diesen, wenn irgend möglich, doch die Namen Schnitzler und Hofmannsthal voranstellen können. Da Sie zu beiden gute Beziehungen unterhalten, so möchte ich Sie bitten, bei ihnen anzuklopfen, ob Hofmannsthal nicht ein Gedicht, Schnitzler nicht eine kurze Prosaskizze uns für Ostern überlassen wollten. Ich lasse dann einen hübschen Kopf auf die Beilage machen, und wir hätten für Ostern so ziemlich ausgesorgt, indem wir das liebliche Fest mit der literarischen Jugend begehen. Haben Sie die Güte, mir eine Zeile zu schreiben, was Sie von der Sache halten.
Herr Singer hat Ihr Erscheinen im Bureau für Samstag angekündigt; nach Ihrem Briefe indes scheint daraus noch nichts zu werden, und es ist vielleicht auch besser, wenn Sie nicht zu früh herumradeln. Sobald Sie aber wieder ganz bei Wege sind, melden Sie sich; denn es ist schon längst allerlei geplant, womit man Sie zur Feier Ihrer Genesung ärgern kann. Nur müssen Sie bereits so weit sein, um auch einigen Alkohol zu vertragen.
Mit diesen Andeutungen schliesse ich als
Ihr herzlich ergebener
Ed. Pötzl