Eduard Pötzl an Hermann Bahr, 30. 3. 1903

Wien, am 30. März 1903.

Lieber Kollege!

Ich fürchte, dass es überhaupt nicht angeht, über Schnitzler’s »Reigen« ein Feuilleton in unserem Blatte zu schreiben. Ich kenne das Werk, es ist sehr unterhaltend, aber nur für – Herren. Ich glaube, dass man es uns sehr übelnehmen würde, wenn wir über dieses Buch ein, wie ich bei Ihren Beziehungen zu Schnitzler nicht zweifeln kann, anpreisendes Feuilleton brächten. Wir werden uns daher begnügen müssen, sein Erscheinen auf dem Büchermarkt zu notifizieren und im übrigen es der guten Fama zu überlassen, dass das Buch Verbreitung finde.
Dass Ihr Herz sich wieder unangenehm geregt hat, erachte ich als eine gerechte Strafe für Ihre Duncan-Begeisterung. Mit dem Verschwinden der Duncan aus Wien wird hoffentlich auch Ihr Herz wieder in Ordnung kommen.
Mit vielen Grüssen
Ihr freundschaftlich ergebener
EPötzl