Brahm an Hermann Bahr, 15. 4. 1910

15. 4 10

Lieber Herr Bahr,

Ahn hat heute mit mir telefonirt. Er muss sich noch erst bei Eirich erkundigen; doch glaubte er nicht, dass einer Aufführung etwas im Wege stünde. – Als ich Ihnen telegraphirte, schien ein Budapester Gastspiel wahrscheinlich; inzwischen ist es aber wieder ins Unbestimmte gerückt; bei der Entscheidung, ob wir es machen, würde die Möglichkeit das »Konzert« spielen zu dürfen, sehr mitsprechen – hoffentlich kommt es aber zu etwas Positivem. (Bei Ihrem hervorragenden Talent zu Discretion brauche ich Sie nicht erst zu bitten, diesen Budapester Plan im tiefsten Innern zu begraben.)
Für den »Meister« wäre die Meister-Frage in der Tat das Wichtigste, und da muss ich mit Ihnen hinter Monn. ein Frage-Zeichen setzen; möge also unser alter Meinhardt glücklich werden – wenn Er es ist, der das »andere Berliner Theater« darstellt. –
Wie steht es denn mit neuen Plänen für’s Theater, Verehrtester? Jetzt ist doch Ihre productive Zeit, nicht wahr? Und wollen Sie sich gar nicht mal das »Konzert« bei uns ansehen? Etwa die 100. Aufführung, die gleich nach Pfingsten sein dürfte? Schnitzler sagte neulich, das wäre doch eine schöne Neuerung, wenn man künftig nur noch zu Jubiläen käme, statt zu der verflixten ersten Vorstellung. Bitte, probieren Sie’s mal! Ihr
OB