Liebes, eben komme ich von
Steinlechner, gutes Gasthaus in
Parsch, nachhause, wo ich mit Frl.
Kowo,
Aranyi,
Grosz, Herrn
Metzl und einem
holländ.
Herrn vom hiesigen
Passamt herrlich und billig gegessen habe. Griessuppe, Kalbsstelze, Gemüse, Topfenstrudel,
Milchkaffee,– 18 Kronen. Wie da auf
Wien geflucht wurde,– da bin ich ein Haserl dagegen. Die Nachrichten, aus
Wien regen hier sehr auf, keiner will mehr dort bleiben. Jetzt heisst es, die Züge werden
gänzlich eingestellt. Wie soll das alles werden?!!
– Also schnell über’s gestrige Concert,
Aranyi nimmt diesen Brief mit. Die Sonate von
Grosz ein
sehr starker Erfolg, nach einer köstlich geschickten, rund herum
betamten Rede von
Paumgartner. Rasende Hitze im Saal, die meine Stimme, für mein Gefühl, stark verschleierte. Aber
die Lieder, namentlich
Ravel, wirklicher Erfolg. Ich glaube, ich hab sehr gut ausgesehen. War totunglücklich über
mich, wie gewöhnlich, aber die
Mildenburg, die mir schon vorher schöne Rosen brachte, redete es mir sehr aus, und lobte mich.
Jetzt will sie mich aber deutsch singen hören. Wieder sehr lieb. In einer Stunde geh
ich wieder in ihren Curs.– Die
Heims war gestern auch drin.
Blanc et noir gefiel auch. Erstaunlich cultiviertes Publicum. Das Concert ¾ verkauft,– die
Wassermänner sehr froh. Schöne Blumen von
Harta,
Zweig etc.
Über
Prechner und das
Landesb.-Amt mich heute schon rasend geärgert. Der
Nachfolger annulliert
alles,– lies
beiliegende
Notiz, mein Concert findet
nicht statt,– ich werde es wol intern abhalten, das wird heute mit
Paumgartner besprochen, ich schreibe Dir dann gleich darüber.– Heute schon
Bahr mit Prof.
Redlich getroffen, die mir beide gratulierten.–
Aranyi wird Dir, und objectiver als ich, erzälen. Es tut mir leid, dass
Reichenhall abgesagt ist,– immer dasselbe: man muss 2–3 mal wöchentlich singen, um in Schuss
zu kommen. Kritiken, die heut abends erscheinen dürften, schick ich Dir gleich. Die
Kolap soll mir nur
alles verlangte
gleich schicken, bitte! ja? Mein Geld geht auch zu Ende, ich ärgere mich so unbeschreiblich,
dass ich so lang dasitze, mich vorbereite,– die Karten sind gedruckt! – und es dann
so verschlampt wird. Erzäl vorläufig Niemandem davon, ich schäme mich geradezu, obzwar
ich schuldlos bin,– nur der
Kolap sag’s. Es ist ein starkes Stück.
Grosz geht mit Scandalmachen geladen herum!