15/10 S. Aus den andern Städten gute Nachrichten; nur Berlin scheint schwach gewesen zu sein. Die Kritiker: Gerade die fernsten, wie Kalbeck und Wittmann sehr freundlich; Bahr und Salten bei aller Anerkennung von schlecht verhehltem Mißmut erfüllt.–
Spazieren, Pötzleinsdorfer Wald. Auf dem Rückweg Heine mit Frau (Rabitow), die eben proviantirt nach Weidlingbach wanderten. (Er hat gestern den Natter glänzend gespielt.) Über den gestrigen Abend und andres. Später treff ich die Bleibtreu (»Fr. Aigner«) und Paulsen (Mauer); wir plaudern über Berger u. a. Die Wilke (Frau Natter) mit irgend einem jungen Menschen an uns vorüber.–
Weiter, am Friedhof vorbei. Hinein, zu den Gräbern Kainz und Hartmann. Heut vor acht Tagen stand er noch als Herzog von Valois am Grab seines Sohnes!–
Weiter, Frau Schmidl mit Hansi – gleich darauf Speidels – frostig;– sie vermochte sich nur abzugewinnen: »Das war ja gestern ein Rummel«–
Er schwieg. Arme Leut im Grund. Man möcht sich fast entschuldigen.
Zu Hause. Telegramme. Steffi, die »so was« eigentlich das erste Mal in der Nähe gesehn – und naiv erstaunt ist,
daß alle Leute das Stück so mißverstehn –
Ins Theater. Mitte des zweiten. Ausverkauft. Blieb bis Schluß. Sprach Berger, Rosenbaum, und fast alle Schauspieler, die sämtlich mit dem Erfolg sehr zufrieden waren.
Arthur Schnitzler: Tagebuch 1909–1912. Hg. Richard Miklin, Maria Neyses, Susanne Pertlik,
Walter Ruprechter und Reinhard Urbach hg. v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Unter Mitwirkung
von Peter Michael Braunwarth. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
1981.
Tagebuch von Arthur Schnitzler, 15. 10. 1911. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 27. 9. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-887B-F.