Hermann Bahr an Arthur Schnitzler, 22. 6. 1901

22/6

Lieber Arthur!

Ich denke mir zwar, daß Du die lächerliche Entscheidung Deiner »Affäre« mit der ruhigen Verachtung hingenommen haben wirst, die sie verdient, möchte Dir aber doch aussprechen, wie stark ich gerade bei diesem Anlasse meine Sympathie für Dich gespürt und wie ich mich geschämt habe, in einem so grenzenlos albernen Lande zu leben, wo die Feigheit der Menschen beinahe noch größer ist als ihr Neid. Pfui Teufel! Und alles Gerede von »Cultur« usw kommt mir unsagbar dumm vor.
Herzlich grüßt Dich
Dein alter
HermannBahr