Meine geliebte Mizi, eben fällt mir ein, daß du mich gefragt, ob die andern Briefe an mich auch alle post
rest zu adressiren sind – selbstverständlich.
Eigentlich aber will ich dich nur noch hunderttausendmal küssen. Ich bin in
Lübeck, wie du merkst. Am Bahnhof. Eben eine Stunde durch die Stadt gefahren. Genug für
Lübeck. Schöne alterthümliche Motive in der Architektur, aber die Leute, die hier leben,
scheinen soweit flüchtiger Blick es erkennen läßt – in tiefer Kleinstädterei versunken.
Eine Stadt, die einmal was großes bedeutet hat – nun wandeln die Krämer als Enkel
der großen Kaufherren herum und verstehen die ernsten Thore und Bauten nicht mehr,
die vor Jahrhunderten aufgerichtet sind. – In keiner Stadt der Welt, selbst in der
allerkleinsten bin ich noch mit so blöder Neugier angeglotzt worden wie hier (damit
erklärt sich auch meine Meinung. Etwas
bahrisch, nicht?) Also leb wohl mein Schatz und umschwebe mich gütigst! (Gütigst wie formell – und
gütig – ein fast edles pathetisches Wort.)
Hier ist an allen Litfaßsäulen angeschlagen: »Gedenke daß du ein Deutscher bist! Kein
Fremdwort gebrauchen, das sich deutsch ebenso gut ausdrücken läßt«!! –