also »
Das weite Land«. Sprach neulich im
Burgtheater vor. Es hat den Anschein, als wollte
Weisse die
Marberg (
Genia) trotz früherer Versprechen keineswegs vor dem 31. März hergeben, vielleicht erst
nächste Saison. Einen April-Termin akzeptiere ich natürlich nicht, so daß, wie die
Dinge heute stehen, eine Verschiebung bis Beginn nächster Saison wahrscheinlichst.
Die Gründe, die eine gleichzeitige Aufführung an der
Burg und im
Lessingtheater wünschenswert erscheinen lassen, sind dieselben geblieben, und es ist eben nur die
Frage, wie Sie sich zu der Angelegenheit stellen, ob Sie geneigt sind, auch bis nächstes
Jahr zu warten. Etwa 20. Oktober wäre, wie
Rosenbaum, die rechte Hand und der aufrichtige Mund
Bergers, behauptet, der vom
Burgtheater in Aussicht zu nehmende Termin. Zu den bekannten Gründen, die aber so für Sie wie
für die
Burg in Betracht kommen, treten einige hinzu. Der Erfolg des »
Medardus« hier und der des »
Anatol« bei Ihnen. (»
Anatol« geht auch hier glänzend, nur jagen sich am
Volkstheater die Premieren so, daß die Erfolge nicht ordentlich ausgenützt werden können.) Ich
halte es für kaum denkbar, daß vom Schicksal, von der Kritik, vom Publikum dem Autor
in
einer Saison ein dritter Erfolg gestattet wird. Die Chancen für »
Das weite Land« verbessern sich jedenfalls, je weiter wir es hinausrücken lassen. Ihre Entscheidung
kann natürlich nur von dem weiteren Gang der Ereignisse an Ihrem Theater abhängen;
aber nach der Art, wie Sie den »Anatol« ansetzen, scheint er ja auch weiterhin vorzüglich
zu gehen, dazu kommt der
neue Bahr, der
neue Hauptmann, und
Schönherr haben Sie sich doch auch gesichert. So müßte man fast glauben, daß für »
Das weite Land« Mitte Feber (resp. spätestens 18. Feber) nur mit Mühe Platz gemacht werden könnte
und unsere beiden Interessen sich begegnen.
Nun hab ich in
München, Schauspielhaus, mit »
Masken« und »
Literatur« die »
Komtesse Mizzi« wieder gesehen, mit Vergnügen die Wirkung des kleinen Lustspiels beobachtet und
konstatieren können, daß die 16. Aufführung trotz der mitgehenden älteren Stücke (die
am
Residenztheater ziemlich oft gegeben werden) ein total ausverkauftes Haus fand (wenn ich auch 10%
auf meine Anwesenheit rechne). Da fiel mir ein, ob nicht eine Zusammenstellung für
Sie »
Literatur«, »
Mizzi«, »
Großer Wurstl«, also ein lustiger Abend etwa im Fasching Chancen hätte. Auf den »
Großen Wurstl« komm ich zurück, weil er neulich in
Prag mit »
Puppenspieler« und »
Cassian« getreu nach dem Buch »
Marionetten« gespielt wurde und außerordentlich amüsiert hat. Jedenfalls hielt ich diese Zusammenstellung
für theatersicherer als ein Zusammenspannen der »
Mizzi« mit Rossen eines anderen Gespanns, und wären’s auch so edle wie die Einakter unseres
Wassermann, dem ich gleichfalls wünschte, als »eigener Abend« zu debütieren. Da ich Ihnen eben
schreibe, rede ich auch von dieser, selbstverständlich nicht sonderlich wichtig zu
nehmenden Angelegenheit.
In
München hatt ich übrigens auch als Vorleser (Schenkenszene »
Medardus«, »
Gustl«, »
Weihnachtseinkäufe«) viel Erfolg. Ich war dann zwei Tage in
Partenkirchen bei meiner
Schwägerin, der es etwas besser geht. Nun bleiben wir in
Wien, ich versuche allmählich wieder ins Arbeiten zu kommen, und ich kann natürlich nicht
versprechen, daß nicht am Ende zu Beginn nächster Saison doch wieder was Neues fertig
ist. Aber es bleibt nichts übrig, als diese innere Tätigkeit als eine Sache für sich
zu betrachten, ganz ohne Rücksicht auf äußere Theatermöglichkeiten, auf Aufführungschancen,
Erfolge, Durchfälle, Termine usw. Nach
Berlin dürften wir im Feber, auch wenn es mit dem »
Weiten Land« für heuer nichts werden sollte, auf alle Fälle kommen. Meine
Frau gedenkt dort ein Konzert zu geben, was Ihnen wohl schon bekannt ist. Was sind Ihre
weiteren Pläne? Kommen Sie im Januar nicht nach
Wien oder auf den
Semmering, den »
Kleist« abschließen? Ihr
Tegler-Brief klingt so wohlgestimmt und arbeitsfroh, daß man nach Ihrem Befinden kaum fragen
muß. Auch bei uns ist alles wohl, und
mittelgroß und
klein sendet Ihnen, lieber Freund, herzliche Feier- und Alltagsgrüße.