auf Ihre Karte von
Lahmann antworte ich Ihnen der Sicherheit halber an Ihre
Berliner Adresse ohne zu ahnen, wo Sie sich heute wirklich aufhalten. Ich bin etwa 14 Tage
lang krank gewesen, sogar bettlägerig – eine Gelbsucht, die aber nun in raschem Verschwinden
ist. Gearbeitet hab ich natürlich so gut wie gar nichts – in der vergangenen Zeit
auch nur am
Roman – und auch daran nicht so viel, als ich von mir verlangen könnte. Was dramatisch
zunächst fertig wird, und wann dies zunächst sein mag, getrau ich mich auch nicht
annähernd zu sagen. In
Taormina hab ich ein paar
Komödienakte hingeschmissen die, so wie sie sind, gar nichts zu bedeuten haben. Einer der ersten
Menschen, die ich in Wien sah, war
Holländer, als Gesandter des
Kleinen und
Neuen Theaters.
Jarno hat sich wegen des
Einsamen Weges an mich gewandt. Um ihn nicht für
Wien vollkommen zu verlieren, werd ich mich doch entschließen, ihn einem dieser beiden
Theater,
Volkstheater oder
Josefsstadt, zu überlassen. Es tut mir ja freilich in der Seele weh, daß ich
Bassermann nie wieder als
Sala sollte sehen dürfen. Mit wieviel Perzent Wahrscheinlichkeit denken Sie den
Einsamen Weg ins Repertoire wieder aufzunehmen? Ferner: Sie wollten
Liebelei und
Literatur zusammen geben, hielten Sie es nicht für versuchenswert, die
Lebendigen Stunden als Zyklus, wie sie geschrieben waren, neu einzustudieren? Noch eins, freilich nur
der Vollständigkeit halber, nämlich daß das
Märchen ein oft gespieltes, höchst beliebtes Repertoirestück in
Rußland geworden ist, eine berühmte russische
Schauspielerin mit unaussprechlichem Namen immerfort darin gastiert (und daß ich natürlich keinen
Heller bekomme, während der
Übersetzer bereits mehrere tausend Rubel eingesteckt hat.)
Meine ferneren Aussichten und Pläne für den Sommer: hierbleiben, mit gelegentlichen
kurzen gebirgigen Unterbrechungen. Im September vielleicht 10–14 Tage
Salzburg,
Ischl usw. – Arbeiten. Ich bin schändlich faul. Vom
Meister hab ich, vielen Dank für die schöne
Loge, samt
Frau viel Freude gehabt.
Rittner einzig. Minder einzig das Übrige. Seien Sie herzlich gegrüßt, lassen Sie bald was
von sich und Ihren Plänen im engeren und weiteren vernehmen.