S. Fischer an Arthur Schnitzler, 27. 5. 1910

Herrn Dr. Arthur Schnitzler

den 27/5. 1910

Lieber Herr Doktor,

aus Frankreich kommt eine Anfrage wegen des Uebersetzungsrechts von »Liebelei«. Sollte das Stück noch frei sein, so bitte ich, mir zu sagen, zu welchen Bedingungen ich abschliessen soll.
Sie empfangen gleichzeitig den Entwurf von Walser für den »Medardus.« Es ist ein echter Walser mit allen seinen Vorzügen und Fehlern, im ganzen doch aber so charmant und dekorativ, dass wir mit dem Entwurf wohl zufrieden sein können. Bitte schicken Sie ihn mir bald zurück.
Mir geht der Plan durch den Kopf, Ihren 50. Geburtstag mit einer Ausgabe Ihrer »Gesammelten Werke« zu feiern. Wenn Sie diesen Plan gut heissen, so würde zu überlegen sein, welche Werke in diese Ausgabe aufzunehmen sind. Eine Auswahl in 3–4 Bänden zu einem billigen Preis (höchstens 12–15 Mark für das komplette gebundene Werk) würde einen grossen Abnehmerkreis finden. Der billige Verkaufspreis spielt buchhändlerisch eine grosse Rolle.
Auch die Herausgabe einer Monographie über Ihr Werk habe ich gleichzeitig vor. Wenn ich Ihnen das alles jetzt schon verrate, so geschieht es, weil die Dinge von langer Hand vorbereitet werden müssen und weil ich über die Person des Herausgebers einer solchen Monographie mit Ihnen sprechen muss. Kerr kommt für eine solche Arbeit nicht in Betracht, seine aphoristische Art, sich auszudrücken, schliesst das wohl aus. Am besten wäre wohl Hermann Bahr. Er ist aber mit eigenen Arbeiten so beschäftigt, dass er vielleicht nicht zu haben sein wird. Wer käme denn sonst von österreichischen Kritikern in Betracht? Sie haben einmal geschrieben, dass Jonas Fränkel über den »Weg ins Freie« schreiben sollte. Gemeldet hat sich bei mir ein Dr. Julius Kapp aus Berlin; dieser Herr arbeitet an einem Buch über Sie und ich habe ihm versprochen, mit meinen Entschliessungen bis zum Herbst zu warten, bis zu welchem Zeitpunkt er die Arbeit beenden wollte.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr
S.Fischer