Brahm an Hermann Bahr, 16. 8. 1911

Helgoland 16. 8. 11

Lieber Herr Bahr,

Ihren Brief vom 3. habe ich in Agnetendorf noch erhalten, und gestern erreichte mich der vom 13. Gern will ich mit Ihnen annehmen, dass uns der nächste Sommer in Bayreuth zusammenführt; und ich bemerke nur auch, dass ich Ihnen, ausser vielem Dank, 20 M. in Sachen Wahnfried schulde.
Nun wollen wir uns also über die Terminfrage Ihres Stückes unterhalten. Verehrter Freund, das ist ein schwieriges Problem; und der Anspruch, den ihr Verleger und die Bühnen erbeten, ist überhaupt nicht zu erfüllen. Ich gebe im Sept Eulenbergs, im October, ca 14., Schnitzlers neues Stück. Dann folgt der Hardt, dessen »Gudrun« ich ebenfalls vor Ihrem Stück erhielt; aber wann dieses Dann sein wird, und zu welcher Zeit »dann« Ihr Werk herauskommen kann, das lässt sich unmöglich genau festlegen. Ich kann nur sagen, dass ich den December oder Januar dafür in Aussicht nehme. Jeder, der die Berliner Theaterverhältnisse kennt, wird einsehen, dass ich anderes nicht anbieten kann; und es ist auch niemals von mir, in leider 17 Jahren der Direction, verlangt worden, dass ich mich von den andern Bühnen so einengen lasse; es ist vielmehr immer Berliner Regel gewesen, dass jene sich nach uns richten. Dies bitte ich Sie also, den Herren Ahn und Compagnie begreiflich zu machen, worauf sie sich auch gern gleich zur Ruhe geben wollen!–
Ich bin bis 23. hier, 24.–26. Hamburg, Hotel Atlantic, von 27. ab zu Hause. Alles Gute Ihnen Beiden in Bayreuth, Arien und dem unbekannten Unterwegs.
Ihr
OB