Lieber, seit Du fort bist, hat sich nur eins verändert,– das Wetter ist nämlich noch genau
so
sibirisch unfreundlich wie die ganze Zeit,– neben meinem Zimmer hauen die Maurer das Gangfenster
ein, – es soll eine Wendeltreppe (Dienerstiege) bis herauf geführt werden!
Die Folge davon ist: dumpfes Klopfen und Hämmern, vom frühen Morgen an. Das verfolgt
mich heuer schon, genau so war’s im
Oesterr. Hof in
Salzburg,– wochenlang. Es macht mich ein bischen unglücklich, denn die ganze Wohnlichkeit
meines Zimmers ist hin,– und man kann ja bei diesem Wetter nicht viel unterwegs sein.
Ich hab sehr den Wunsch, auszureisen, denn die ganze Affaire wird noch 14 Tage dauern.
Heut Kofpweh in aller Früh, – ich finde es unglaublich, dass es den Pensionsgästen
nicht rechtzeitig gesagt wurde.
Gestern war ich mit
Suzanne und
Grete L. in der Nachtvorstellung »
Kiki«. Ein gut gemachtes Amusierstück, und eine glänzende Frauenrolle. Die
Bergner wirklich reizend. Heut bin ich zu
Frisch zum Thee geladen.
Gestern Nach. mit Frau
Stoessler, die sehr lieb und hübsch ist, von
Grete Kainz und ihrer hemmungslosen Hysterie bedauernswerte Vorfälle erzäl
end.
Bahr übersiedelt also nach
München, davon hat er mir längst erzält,– nun ist es sicher und
publik geworden.
Vom
Lilikind 2 Briefe und eine Karte, sie verzichtet auf
Aussee, und schildert mir, wie schön jetzt Haus und Garten in
Wien sind. Von
Heini nix.
Ich möchte schon gern Nachricht von Dir haben. Die Reise ist ja wol gut verlaufen,
– nun wünsch ich innigst alles Wolbehagen, gutes Wetter, angenehme Menschen, und einen
rapid sich verziehenden Katarrh. Vielleicht hilft die die Nähe des Meeres.
Albert ist mit seiner
Frau wenige Stunden nach Deiner Abreise angekommen. Ich hab ihn noch nicht gesehen, wir
sollten gestern Abend zusammen sein, aber offenbar hat er mich telefonisch verfehlt.
So hört ich.
Das Klopfen wird vehement . . . es ist höllisch.
Leb wol, alles Gute und Innigste!
O.