liebe, ich habe für dich u. in deinem Namen an die
Finanzkasse Baden Baden zusammen 991.70 M. überweisen lassen; die Bestätigung wird von dort an dich gelangen
und ich bitte sie mir gelegentlich zuzusenden. –
Gestern hatt ich
Paul Goldm zu Tisch bei mir; er war zu der Première seines
Einakters am
Akademietheater »herbeigeeilt« ich habe erst die zweite Vorstellung gesehn, man gab eine Neubearbeitung von
Amphytrion dazu, recht klobige Übersetzung von
Rumpf; – das
Stück von
P. G. ist kaum recht discutabel, und es war interessant wenn auch nicht überraschend wie
der gestrenge Kritiker, dem weder
Hauptmann noch ich gut genug sind, befremdet und sichtlich gekränkt war, als ich ihm (recht
mild) meine Meinung über seine Komödie sagte. Nun hat ers erreicht, mit 62, – dass
er aufgeführt wurde – und mit welchen Mitteln, die ihm bei andern ziemlich minder
erschienen wären! Der »Hauptschuldige« ist
Fel. S. (der dann zum schwarzen Kaffee bei mir war) – dem das Stück noch lächerlicher erscheint
als mir (
Graziano), – der aber bei
Herterich die Aufführung befürwortete u durchsetzte. (Der
Gang zum Weiher war
Goldm. nicht einmal dem Namen nach bekannt – wie
S. Fischer die
Frau des Richters. – ) – Und immer wieder ist es erstaunlich, mit wie wenig auch die überheblichsten
sich zufrieden geben, und wie geschwind sich auch die stolzesten tun den kleinen Finger
wickeln lassen. Übrigens hat er, ich meine
P. G., es gewiss nicht leicht. Ungeheure Arbeit und ein ganz unzureichendes Gehalt. – Enzian
war zwar kein Gedicht aber wenigstens ein Schnaps; »
Es ist mein Wille« ist zwar kein Stück – aber auch kein Schnaps, sondern höchstens ein Schlafmittel.
–
Ich meinerseits höre natürlich
nichts von
Herterich; auch sonst nicht viel, und der trägste gleichgiltigste ist wie immer
S. F. Einzelheiten zu langweilig. Demnächst spreche ich
Strnad in Angelegenheit der Bühnen-
Else; – hier seh ich eigentlich die einzige erhebliche materielle Chance für die nächste
Zeit. Nächste Zeit? – Im übrigen bin ich ziemlich fleißig – schreibe an meinen zwei
Stücken (»aus einer versunkenen Welt« – ) »flott« wenn man so sagen darf weiter; – eventuell
(wenn
F. S. mich protegirt) erreich ich doch eine Aufführung. – Außerdem schreib ich an zwei
Novellen; und hätte nicht wenig Lust, mich ernstlich mit zwei andern
Stücken zu beschäftigen. Die Kunst ist lang und kurz, immer kürzer ist unser Leben. –
Nun sind
Lili u Arnoldo schon wieder mehr als acht Tage fort; es waren schöne Tage und ich denke beide haben
sich sehr wohl gefühlt. –
Den »
Kirbisch« von
Wildgans mit sehr viel Interesse gelesen; ich glaube niemand hat in deutscher Sprache solche
Hexameter geschrieben – auch
Goethe und
Hauptmann nicht – soweit es eben auf die Hexameter ankommt. Sehr viel schönes in dem Epos,
auch von dem überraschend gelungnen Versmass abgesehn. –
Hingegen ein
Roman von Bahr – »
der inwendige Garten« – – zur Erklärung dieser widerlich-pfäffisch-schlampigen
Thadädelei m
üsst ich mich wieder ins pathologische begeben; – denn so dumm und verlogen kann ein
immerhin außerordentliches – auch schriftstellerisches – Talent normaler Weise nicht
sein, wie
Hermann der Barocke in diesem Roman herauskommt. –
»Paracelsus« von Gundolf (er wollte mirs, zum Dank für die
Spr. u B. persönlich schicken; aber ich hatt es von
Heini zu Weihnachten bekommen.) Welche Reinheit u Einfachheit der Darstellung; hier fehlt
das leise-manieristische das ich im
Caesar stellenweise gefunden habe. – Und du hast nichts dagegen, dass ich den
Kaiser Friedrich zu lesen anfange, der noch bei mir liegt?
Dr Bill hat mir vor wenigen Tagen im Namen von Frau
Ditta Schn, telefonirt, dass du von etlichen günstigen Abschlüssen berichtet hast. Erzähl mir
gelegentlich direct davon mehr. – Wer ist dieser jugendliche
Bräutigam Lucy’s? – (Den
Geist im Wort hab ich ihr geschickt.)
– »
Wetterstein« kam mir seinerzeit verbohrt und stupid vor;– den Rhythmus, der mehr dogmatisch als
geistig; mehr theatralisch als dramatisch ist, spürt ich wohl. Genie, Hysterie und
Paranoia (auch viel verbreiteter als man ahnt – halte das nur für keine fixe Idee
von mir!) –
Pamela, stand in der Zeitung, wird
Sternheim heiraten. »Auf dein Kind bin ich gespannt.« (Zu dieser jüdischen Pointe ist die Anekdote
noch zu erfinden.) –
Karin ist nur niedlich einer- und zu edel anderseits. Sie stellt eine der Figuren vor,
gegenüber denen ich mit Vergnügen ungerecht bin. Wie hinwider
Chapiro eine derjenigen, denen gegenüber ich mit Mißvergnügen gerecht bin. Ich glaube nicht
dass es allen Suppen wohl ist, auf denen er Schnittlauch ist. – Was du mir über die
communistische
Ministersgattin schreibst, fügt sich ungezwungen in das Bild, das ich seit langem von dieser infamsten
Lügengesellschaft aller politischen Schwindelzeiten habe. »Weil ich ein Lump bin«
– dieses Wort des unvergeßlichen
Wilhelm H. – könnten sie alle im Wappen führen. –
Herr
Robert Blum, Abgesandter von
Gemier (der mir auch direct schrieb), war bei mir. (Einen »düstern Lügner« nannte ihn die
Hofrätin mir gegenüber. Ich fand ihn nicht düster.)
Gemier hat, sie schwören es beide, die ernstesten Absichten. Besonders denkt
Gemier an
Bernhardi, weil er ihn nicht kennt. Ich schlage vor
Liebelei, und dazu entweder
Literatur oder
Comt Mizi. (Und im übrigen ist es egal.) –
Therese geht dieser Tage ans
Berl Tgbl. ab. Meinen Honorarvorschlag haben sie – vorbehaltlich der
Annahme acceptirt. Aber ich müsste das Buch bis Weihnachten 28 aufschieben. – Drei Interviews,
ein
holländisches, ein
amerikanisches und ein
australisches hab ich in dieser Woche abgelehnt »
und kenntet Ihr mich mehr«. –
Ich sende dir resp überweise dir heut auch einen kleinen Betrag, den ich dich bitte
als gleichfalls kleines Geburtstagsgeschenk anzunehmen. Ich wollt’ es wäre mehr, auch
um meinetwillen. Und tausend gute innige Wünsche send’ ich dir dazu. – Schreib bald
und mehr und öfter.